Ingo Arend
»Ein tiefgreifender Wandel ist unausweichlich«
Dieter Rams über Ökologie und Design
Ingo Arend: Prof. Rams, Ökologie und Design – das scheint auf den ersten Blick nicht recht zusammenzupassen. Bei Design denken wir an den schönen Schein der Form. Bei Ökologie an so Unansehnliches wie Müllverbrennung und Kläranlagen. Wie hängen die beiden zusammen?
Dieter Rams: Ökologie und Design gehören mehr zusammen, als vielen bewußt ist. Es geht zunächst um umweltfreundliche Produkte. Langlebigkeit ist hier ein wichtiges Kriterium. Das wird besonders deutlich bei Produkten, die man täglich braucht. Wenn Designer – man könnte uns besser noch Gestaltingenieure nennen – zu einer wirklich guten Form gelangen wollen, müssen Sie sehr früh eingreifen können und nicht in die Lage versetzt sein, nur nachträglich ein Mäntelchen draufzudesignen. Die Produkte müssen auch so aufgebaut sein, konstruktiv, daß sie später leicht wieder auseinandernehmbar sind, für Recyclingzwecke oder auch zur Reparatur. Das Design muß außerdem darauf achten, daß Dinge wieder zurückgeführt werden können, daß Materialien verwendet werden, die ungiftig sind, daß keine Batterien oder Kunststoffe verwendet werden, die Cadmium enthalten aus Gründen der Farbstabilisierung beispielsweise. Also eine ganze Reihe von Dingen wäre noch aufzuzählen, die in den Verantwortungsbereich des Designers fallen.
In den Leitlinien der legendären Ulmer Hochschule für Gestaltung von 1955 findet man den ökologischen Gedanken. Da heißt es: “Ziel ist es, dauerhafte Güter zu konzipieren, deren Gebrauchswert zu erhöhen und die Verschwendung zu reduzieren.” Entspricht unsere postmoderne Warenwelt diesem Anspruch?
Nein. Ein deutliches Nein. Bei Braun versuchen wir hier in der Design-Abteilung, auf solche Kriterien zu achten. Langlebigkeit…