Ein Thron in der Fabrik
8 Künstler aus Prag in der Künstlerwerkstatt, Lothringerstraße 13, München, 28.5.-26.6.83
Die Vorstellung, in Prag einen Herrscherthron vorzufinden, erscheint mir keineswegs abwegig. Immerhin haben zwei Kaiser diese Stadt als Residenz gewählt. Magdalena Jetelová hat ihren riesigen, roh gezimmerten Stuhl aus Holz einmal auf eine Terrasse hoch über Prag gestellt und ihn damit symbolisch in den Rang eines Herrschersitzes gehoben. Wenn er wie hier in der Fabrik zur Wand hingedreht wird, verliert er seine Erhabenheit und wirkt einfach überdimensional.
Die zweite Arbeit der Jetelová ist von ihrer direkten Umgebung unabhängiger: die Treppe. Roh gezimmert und halsbrecherisch schief lehnt sie an einem Pfeiler. Mit ihrer wuchtigen, absurden Sinnlosigkeit beherrscht sie den Raum.
Städte wie Prag oder Wien, deren Bild hauptsächlich von der Vergangenheit geprägt ist, haben nicht nur leerstehende Throne vorzuweisen, sondern auch Wege und Treppen, die in einer Sackgasse enden. Ihre Häuser wirken manchmal wie falsche Kulissen, die mit dem, was sich vor ihnen abspielt, nichts mehr zu tun haben. Die Gipsmodelle des Hugo Demartini erscheinen mir wie solch eine Kulissenarchitektur en miniature. Wie auf der Bühne werden Stoffe elegant drapiert, so daß ihr Faltenwurf die Wände bedeckt. Alles ist starr, mit Gips getränkt und reinweiß. Jegliches Leben erscheint unmöglich. Auch den Menschen suchen wir vergeblich.
Adriena Simotová hat ihm dagegen ihre ganze Arbeit gewidmet. Wir finden ihn auf dem Boden liegend, an der Wand hängend oder an sie gelehnt. So hat sie eine weibliche Gestalt in eine Rolle mehrlagigen, weißen Seidenpapiers gerissen. Mit ein wenig Farbe betont sie den schemenhaft…
