Dieter Buchhart und Anna Karina Hofbauer
Ein Spiel ist im Grunde ein Algorithmus
Ein Gespräch mit Peter Weibel
Peter Weibel ist Künstler, Ausstellungskurator und Kunst- und Medientheoretiker. Nach dem Studium der Literatur, Philosophie, Medizin, Logik und des Films in Paris und Wien arbeitete er an Texten, Objekten, Hörstücken und Aktionen. Ende der 1960er Jahre führte er seine künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Expanded Cinema, Aktionen, Performances und Filmen zusammen mit Valie Export fort. Seine interdisziplinär ausgerichtete wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeit umfasst literarische, fotografische, grafische, plastische und digitale Arbeiten. Weibel zählte schon früh zu den VertreterInnen einer Theorie der Medien und der Kommunikation, mit der er immer wieder die Eigengesetzlichkeiten der verschiedenen Medien herausarbeitet hat. In seiner Öffnung des Kunstbegriffs hin zu einem offenen Handlungsfeld impliziert er die Forderung nach einer interdisziplinären Herangehensweise der KünstlerInnen.
Wie sehen Sie die Position des Betrachters in einem Werk mit Installationscharakter, in dem der Betrachter eine physische Handlung vollzieht?
Dass das Verhalten des Betrachters das Verhalten des Bildes im Sinne von Interaktivität steuert, hat schon früh angefangen. Stellt sich die Frage, ob diese veränderte Betrachterposition einen Bruch mit der Kunstgeschichte oder Kontinuität bedeutet. Es ist mehr eine Kontinuität als ein Bruch, denn das fehlende oder angefremdete Prinzip der Betrachteraktivität ist schon lange im 20. Jahrhundert das eigentliche Agens der modernen Kunst. Nur hat es keiner gesehen oder wollte es keiner sehen. Die Entwicklung zu einem offenen Handlungsfeld” kann in drei Phasen beschrieben werden: durch die Einführung des Ready-made 1915 wurde der Gegenstand eingeführt. Im gleichen Augenblick hat die abstrakte Malerei…