Ein Selbstkorrektiver Organismus
Philippe Pirotte, Rektor der Städelschule Frankfurt, zum 200-jährigen Jubiläum
im Gespräch mit Maria Anna Tappeiner
Seit 2014 ist der belgische Kunsthistoriker und Kurator Philippe Pirotte (geb. 1972) Rektor der Städelschule, Staatliche Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main. Dieses Jahr feiert die Kunsthochschule, die wie das benachbarte Städelsche Kunstinstitut aus der Stiftung von Johann Friedrich Städel hervorgegangen ist, ihr 200-jähriges Jubiläum. Die Städelschule gehört heute weltweit zu den einflussreichsten Institutionen für künstlerische Lehre und ihre Diskurse. Zu ihrer besonderen Situation gehören neben der Lehrsprache Englisch der 1987 von Kasper König gegründete Portikus, der als unabhängige Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst der Schule angeschlossen ist. 2003 etablierten Isabelle Graw und Daniel Birnbaum das Institut für Kunstkritik. Seit 2010 wird der Masterstudiengang Curatorial Studies in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main angeboten.
Maria Anna Tappeiner: Was macht die Städelschule aus? Inwiefern unterscheidet sie sich von anderen Kunsthochschulen?
Philippe Pirotte: Das ist schwierig, zu sagen. Ich bin an die Städelschule gekommen, weil ich sie als eine andere Kunsthochschule erfahren wollte, anders als die üblichen. Ich bin nicht am klassischen Unterrichten von künstlerischen Disziplinen interessiert. Für mich ist die Städelschule eher eine Kunstinstitution in einer Kunstlandschaft, die mehr mit Kunsthallen, Museen, Grassroots- Organisationen, Biennalen oder Galerien zu tun hat. Ich habe eher mit Susanne Gaensheimer oder Chris Dercon zu tun als mit Kollegen von anderen Kunsthochschulen. Seit Kasper König hat die Städelschule eine interessante Tradition: Der Rektor wird nicht aus dem Professorencorps gewählt, sondern es werden Kuratoren berufen. Nach Kasper König waren…