Ein Rundgang: Documenta Halle
Kommentiert von Jan Hoet, Fotos: Dieter Schwerdtle
In der großen Halle wird das Chaos eindeutig: Ulf Rollois Fliegentötungsmaschine ist die Ordnung als Chaos. James Lutes sucht im Chaos seinen Weg und endet doch im Chaos. Der müde Mario Merz, der keine idealen Iglus mehr macht, der kein ideales Bild schafft, sondern alles fragmentiert, gibt nicht mehr als eine Geste. Diese große Arbeit ist nicht monumental. Sie zeigt nicht die Macht, sie zeigt die Ohnmacht.
Michael Bibersteins Bild stellt eine Traumwelt in den Raum. Beängstigend, weil man nicht genau weiß, ob hier Luft, Wasser oder Gebirge dargestellt wird. Es ist die Auseinandersetzung mit dem Bewußtsein des traumhaften Charakters – nicht melancholisch, nicht reaktionär. Und der Traum ist auch in der Poesie eines Panamarenko zu sehen. Und was mir wichtig scheint: Kein Künstler ist der Versuchung einer megalomanen Monumentalität in dieser Halle erlegen Jean-Pierre Bertrand reduziert die Möglichkeiten des Künstlers gar auf ein Zeichen, eine Rolle. Negativ und positiv, Leere und Fläche. Er zieht sich in seine autonome Gedankenwelt zurück. Was Henk Visch im repräsentativen Sinne ist, stellt Jean-Pierre Bertrand im intellektuell-abstrakten Sinne dar.
Plötzlich diese Leere. Man muß entdecken, wo das Kunstwerk ist, Rose Finn-Kelceys Haus hängt kopfüber an der Decke. Bemalt mit Caput Mortuum, dem dunklen Erdton, der jedes Bild farblich tötet.
Vitleos sind wie Viren, wie das von Tony Conrad, in die Ausstellung eingestreut – auch die von Marie-Jose Burki oder Tony Oursler. Keine Installationen sondern reine Videos als kleine Punkte – wieder wie in einem Flughafen, wo die…