Ein Rundgang: Documenta Halle
Kommentiert von Jan Hoet, Fotos: Dieter Schwerdtle
Den unteren Teil habe ich als eine Krypta angesehen: Absalons Raum zum Beispiel, aber auch den Raum, wo Jan Fabre seinen Kopf ganz weit oben unter dem Lichtkranz installiert hat, im Gegenlicht. Das Licht ist nur für den Betrachter, nicht für die Skulptur. Es ist der heilige Geist, der Narr, aber auch der Teufel in einer sakralen Kapelle, eben wie in einer Klypta.
Die Verspannung von Liliana Moro: ein Verbinden und Abbrechen. Eine plötzliche Auseinandersetzung mit den Elementen. Für ihre Arbeit brauchte sie zwei tragende Grundmauern, keine Ausstellungsarchitektur. Es ist wie das Zusammenziehen eines Gebäudegrundes. 18 Tonnen Zugkraft sind nötig, um diesen Draht, diese Spirale zu spannen. Auf dem einen Ende steht eine Babel-Architektur aus Holz und auf der anderen Pappkartons, aus denen Laute klingen. Aber ich weiß nicht recht, was es ist, muß ich ehrlich sagen. Doch es sind nicht die schlechtesten Arbeiten, die man nicht völlig versteht. Sie setzt zu all dieser Spannung eine Intimität, eine Fragilität. Die Stadt als Seiltänzer, Polis als System, als eine perfekte Maschine, läuft auf einer Kordel.
Cildo Meireles Installation ist wie ein Labyrinth, aber auch wie das Bild von Regenwäldern. Zeit und Maß zerfallen in Zeit- und Maßlosigkeit. Die Maschine von Tony Brown, dieser Blasebalg für Menschen, bläst uns wieder zurück, aus dem Keller.
Das ist phantastisch. Die reale Werkstatt der documenta für “La mala vida” (Das schlechte Leben). Eine Metapher, ein Ansatz für die ganze Ausstellung. Ein Versuch zum “action in the world”, weil…