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Titel: Biennale Venedig · von Christoph Doswald · S. 79 - 78
Titel: Biennale Venedig , 1995

Österreich

Ein Rundgang
fotografiert von Wolfgang Träger

Mediale Cloaca Maxima

Anmerkungen zum Österrechischen Pavillon

Um grosse Worte ist Peter Weibel nie verlegen. Der Medienkünstler, Erfinder der Ars Electronica, Ausstellungsmacher, Professor der Frankfurter Städelschule und Kurator der Österreicher in Venedig versprach, in der Lagunenstadt einen “Pavillon der Medien” zu errichten, eine Synthese von “Kunst und Architektur im Zeitalter von Cyberspace”. Zu diesem Zweck versammelte Weibel die Architektengruppe Coop Himmelb(l)au, europäische Vertreter des Dekonstruktivismus, und sechs österreichische Video- und Medien- künstler zur gemeinsamen Projektarbeit. Weibels erklärtes Wunschziel: die Wiederbelebung des in der Renaissance letztmals umfassend praktizierten Gedankens des Gesamtkunstwerks mit zeitgemässen Medien. Seine Hypothese: Cyberspace ermögliche ein aktuelles Zusammengehen von Kunst und Architektur wie ehemals Tromp-Oil-Malerei und Raumgestaltung bei Palladio, Veronese und Scamotti.
Natur triumphiert über Technik

Weibels durchaus visionäre Vorgabe, soviel vorneweg, wurde nur teilweise erfüllt. Das Resultat des Zusammenwirkens von Kunst und Architektur zeitigte zwar eine bestechende bauliche Umsetzung – der österreichische Pavillon, ein sachliches Ausstellungsgebäude aus den austrofaschistischen zwanziger Jahren wurde durch die dekonstruktiven Eingriffe von Coop Himmelb(l)au gründlich aktualisiert. Doch die von den Medienkünstlern eingebrachten Lösungen konnten der baulichen Vorgabe nur partikulär das Wasser reichen. Schuld daran war oftmals die Technologie, die sich wie bei Ruth Schnells interaktiver Video-Installation, den künstlerischen Konzepten ganz einfach (noch) nicht gewachsen zeigte. Schnell hatte vorgesehen, die Pavillonbesucher mittels Videokamera zu erfassen, via Computer zu digitalisieren, sie auf ein virtuelles Architekturmodell zu projizieren, das seinerseits von einer bewegten Kamera aus immer anderer Perspektive erfasst wird, und die so gewonnenen Raumbilder auf einer Grossleinwand zu zeigen. Die Durchdringung, Vermischung und…

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von Christoph Doswald

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