Herrmann Pfütze
Ein Produkt des freien Willens
»David Hatcher – Michael Müller – Christine Würmell«
Neuer Berliner Kunstverein 7.7. – 19.8.2007
Kunstverein Göttingen 18.11. – 30.12.2007
Diese “Ortsbegehung 13” ist die letzte einer Reihe, die der zum Jahresende scheidende Direktor des Kunstvereins, Alexander Tolnay, vor zwölf Jahren eingerichtet hat. Die Ausstellungen werden von kunstwissenschaftlich qualifizierten Kuratorinnen bzw. Kuratoren verantwortet und sollen neue Ideen und Werke jüngerer Berliner Künstler präsentieren.
Gemeinsam mit der Kuratorin Astrid Mania haben die drei Künstler dieser Ausstellung die “Ortsbegehung” als Baustelle und Tatort ernst genommen und im ‘White Cube’ des Kunstvereins etwas gemacht, das weder im Museum noch in Kunsthandelsgalerien oder an kunstfremden Orten möglich wäre. Christine Würmell hat “Paint Bombs” gegen die weißen Wände geschleudert und mit kritischen Text- und Bildkommentaren zu Kapital und Arbeit, zu Profitinteressen und Internet-Freiräumen umgeben. Das fällt zwar nicht besonders auf, ist aber informativer und klüger als öffentliche Proteste mit Farbbeutelwürfen. Die Künstlerin sucht vielmehr im Internet nach Anregungen, die kostenlos herunterzuladen sind, wie z.B. Anleitungen für ‘street art’ und zum Farbbombenbau. “Semantic Bliss” – frei übersetzt etwa ‘Zeichen und Wunder’ – heißt das von David Hatcher zum Raumkunstwerk aus starkfarbigen Wänden und Würfeln umgestaltete Foyer. Es kann nicht in ein Museum oder eine Galerie transferiert werden, sondern wird am Ende der Ausstellung abgerissen und recycelt. An anderen Orten, z.B. in Schulen oder Clubs, kann es für deren Zwecke selbstähnlich neu gebaut werden. Auch Michael Müllers Text-, Zeichen- und Farbbilder sind nichts für Galerien und ihre…