Kolumne
Ein Patriarch, aber welche Söhne?
von Lothar Romain
De Wilde hat Fristverlängerung in Kassel.
In Kassel habe Köln l gegen Köln 2 gespielt, schrieb Petra Kipphoff über die Findungskommission, die im Juni dieses Jahres in Kassel den quälenden Versuch unternommen hatte, sich doch noch gemeinsam für einen neuen Documenta-Chef zu begeistern. Die “Zeit”-Formulierung war die originellste, wenn auch nicht weniger bitter, ja zynisch gemeint wie viele andere Nachrufe auf eine Kommission, deren Scheitern im Sinne einer übereinstimmenden Überzeugung schon durch ihre Zusammensetzung vorprogrammiert war. Köln l gegen Köln 2 traf zwar die Gegenüberstellung von Kaspar König und Wulf Herzogenrath, aber verschwieg doch, daß die darum gescharten Kollaborateure nicht die Szene dominierten. Dazwischen saßen mehrheitlich bundesrepublikanische und ausländische Freunde von Harry Szeemann, die sich allerdings mit ihrer eigenen Überzeugung aus einer ersten Kommissionssitzung im Frühjahr konfrontiert sahen, daß Harry Szeemann wohl nicht zur Verfügung stehe und ihn deshalb nicht in den unmittelbaren Kandidatenkreis aufgenommen hatten. Der Rest waren Verfahrensfragen.
Ohne in Zorn, aber auch nicht in Scham zurückzuschauen – der Verfasser dieser Zeilen war Mittäter und jeder kämpfte mit den Personen auch um inhaltliche bzw. strukturelle Vorstellungen für die nächste Documenta -, muß man doch eingestehen, daß die Standhaftigkeit der einzelnen der Sache wohl nicht bekommen ist. Selbst die nächtlichen Ansätze zu Kompromissen sind in den entscheidenden Morgenstunden wieder verwässert bzw. zur Unkenntlichkeit verändert worden. Der Holländer Eddy de Wilde, selbst dem Spektakel vornehm fern geblieben, weil er sich nun einmal nicht “finden” lassen wollte, war kein deus ex machina, sondern ein Vorschlag “de…