Katharina Kaiser
Ein neues Denkmal im Bayerischen Viertel
Im Bayerischen Viertel steht bereits seit 30 Jahren ein Denkmal. Es ist eines der unzähligen Beispiele für das, was Helmut Engel mit Recht beklagt hat: Ein Gedenkstein von Gerson Fehrenbach erinnert seit 1963 an die abgerissene Synagoge. Aber der Abriß war ein Werk der Nachkriegszeit (1956), und der Gedenkstein, an dem jedes Jahr die Politiker einen Kranz niederlegen, ist damit letztlich ein Symbol für unseren Umgang mit der Vergangenheit und nicht eines für die Ereignisse selbst.
Nun wurde im Juni 1993 ein weiteres Denkmal realisiert, dem mehrjährige Diskussionen, Ausstellungen im Stadtteil und intensive Forschungen über die Geschichte des Viertels vorausgegangen waren. In den zwanziger Jahren “Jüdische Schweiz” genannt, wohnten hier zu Beginn der Nazi-Zeit etwa 16.000 Bewohner, die sich der jüdischen Gemeinde zugehörig fühlten, mehr als 6.000 Menschen wurden vor den Augen der Nachbarn deportiert, zuletzt viele, die aus Groß-Berlin und dem Umland hier in sogenannten Judenwohnungen zusammengepfercht leben mußten.
Die Aufgabenstellung des 2stufigen Kunst-Wettbewerbs war nicht, mit künstlerischen Mitteln Verschwinden, Vernichtung oder Tod zu re-präsentieren, sondern es sollten “…Markierungen, die den Charakter von Stolpersteinen haben … in Straßen und vor den Häusern künstlerisch reflektiert zu einem Netz der Erinnerung räumlich und thematisch verknüpft werden”.
Daß durch eine solche Ausschreibung in einem offenen Wettbewerb viele konzeptionell arbeitende Künstler und Künstlergruppen angeregt wurden, ist daher kein Zufall, die Jury, die für aktuelle Kunst-Strategien offen war, entschied sich einstimmig für das Projekt von Renata Stih und Frieder Schnock.
Als Leitidee ihres Konzeptes hat Renata Stih das “Sichtbarmachen von Sachverhalten”…