Ein Mythos wird besichtigt:
Willem de Kooning in Berlin
Einer der einflußreichsten Nachkriegsmaler der USA, Willem de Kooning, erhält seine erste große Ausstellung in Deutschland. Die vom Whitney Museum of American Art in New York übernommene Retrospektive anläßlich des 50sten Geburtstags wurde vom 11. März bis 6. Mai in der Akademie der Künste in West-Berlin gezeigt, zwei Jahre nachdem de Kooning Mitglied der Akademie geworden ist, und geht danach ins Centre Pompidou in Paris. Nach Dubuffet und vor Bacon stellt die Akademie damit einen weiteren für die Kunst des 20. Jahrhunderts vorbildlich gewordenen Einzelgänger vor.
Der letzte noch lebende Maler der legendären Nachkriegsgeneration, die unter dem Stichwort Action Painting oder Abstract Expressionism eine erstmals international anerkannte US-amerikanische Kunst hervorbrachte, wird damit erst spät auch in Europa bewußt wahrgenommen und präsentiert. Dies ist verwunderlich, da de Kooning selbst Europäer ist, hier aber eher als Name denn mit seinem Werk präsent war (nur ein Gemälde befindet sich in deutschem Museumsbesitz!).
Willem de Kooning wurde 1904 in Rotterdam geboren und erhielt dort sowie in Brüssel und Antwerpen eine akademische Malerei- und Designerausbildung. 1926 siedelt er in die USA über. Er schlägt sich als Schildermaler und Schaufensterdekorateur durch. Die vorübergehende Teilnahme an den staatlichen Unterstützungsprojekten für Künstler in der Zeit der Depression (W.P.A. Federal Art Project) bestärkt ihn in dem Wunsch, sich intensiver der Kunst zu widmen. Er ist eng mit dem armenischen Maler Arshile Gorky befreundet, der ihn auch künstlerisch beeinflußt.
Schon in den Bildern der späten dreißiger Jahre erweist sich de Koonings Malerei als ein Pendeln zwischen…