Viola Michely
Ein momentanes Konstrukt der Zerstreuung
»Die Präsentation der Sammlung Reiner Speck«
Museum Ludwig, Köln, 17.9. – 17.11.1996
Mit der bislang umfassendsten Präsentation der Sammlung Speck setzt das Museum Ludwig die Tradition der Integration, Veröffentlichung und Ehrung privater Sammelaktivität fort. Nach der Präsentation der Sammlung Josef Haubrich folgt nun die Sammlung Reiner Speck. Eine Auswahl der imponierenden Sammlung mit rund 800 Werken von 42 Künstlern und einer Künstlerin, nebst den rund 700 Künstlerbüchern, wird in den eigens für die Ausstellung von Oswald Ungers entworfenen Räumen im Ausstellungssaal und der gesamten unteren Etage des Museum Ludwig gezeigt.
Schon ein Blick in den Katalog offenbart das Außergewöhnliche dieser Sammlung und seines Begründers. Der Katalog widmet sich mit voller Aufmerksamkeit dem Sammler, dennoch entzieht sich die Person des Sammlers einer konkreten Festlegung. Im Katalog fehlen jegliche biographische Daten über den Sammler. Auch über die anderen Autoren des Katalogs erfahren wir nichts Biographisches. So wird offensichtlich davon ausgegangen, daß alle Akteure in diesem Theaterstück hinlänglich bekannt sind. Aufführungen gab es schon einige, wie an dem jeweiligen nochmals abgedruckten Epilog des Hauptakteurs ablesbar wird: die Joseph Beuys Ausstellung 1975 in Kassel, die Ausstellung “To the happy few – Bücher Bilder Objekte der Sammlung Reiner Speck” 1983 in Krefeld und die Ausstellung “DrawingRoom – Zeichnungen und Skulpturen aus der Sammlung Speck” 1994 in Graz, von den Präsentationen einzelner Kunstwerke der Sammlung in unzähligen Ausstellungen einmal abgesehen. Doch allein schon die Abfolge der Epiloge macht deutlich, daß jedes erneute Aufführen der Sammlung einer neuen Konstruktion des Erzählens und eines…