Karlheinz Schmid
Ein Mann dreht auf
Kasper König in Frankfurt
Kaum zu glauben, was da am Main passiert, genauer: an der Obermainbrücke in Frankfurt, dort, wo die Adresse “Schöne Aussicht” lautet und in komprimierter Form gezeigt wird, was die Hessen-Metropole auszeichnet. Gegensätze sind es, die das Stadtbild prägen, und so paßt auch die Ausstellungshalle Portikus bestens ins nicht vorhandene Konzept. Hinter der Säulen-Fassade der 1944 zerstörten Stadtbibliothek hat Kasper König, vor anderthalb Jahren nach Frankfurt gekommen, einen Container mit 120 Quadratmeter Ausstellungsfläche bauen lassen, um dort das lebendigste zeitgenössische Kunstprogramm der Stadt zu realisieren.
Mit nur 300 000 Mark hat König, Rektor der Städelschule, ein Forum etabliert, das einmalig ist – vor allem in Frankfurt, wo sich am sogenannten Museumsufer ein Millionen-Projekt ans nächste reiht, wo einige Institute architektonisch ebenso prächtig wie programmatisch unbedeutend sind. Nebenbei: Richard Meier soll mal am Schaumainkai 17 das Museum für Kunsthandwerk gebaut haben. Gibt’s das Haus noch? Jemals wieder was gehört?
Jedenfalls hat es Kasper König innerhalb von 18 Monaten geschafft, seinen Portikus weltweit ins Gespräch zu bringen. Armajani, Blume, Bulatov, McCollum, Roth und Toroni haben schon dort ausgestellt. Stets wird der einfache Raum neu genutzt, anders zum Klingen gebracht. Unvergessen, was beispielsweise Nam June Paik vor kurzem aus dem Container machte: Seine Video-Installation “Kerze” verwandelte den Portikus in einen Sakralraum, wo die Technik eine Anmut entfalten konnte, wie wir sie bislang nicht kannten.
In Frankfurt spürt es jeder: Ohne König läuft nichts. Der Mann wirbelt in allen Gremien, jederzeit und allerorts; er bringt die Menschen zusammen und fördert…