Paolo Bianchi
Ein Loch in der Mauer des Urwaldhauses
ÜBER KURT JOSEF HAAS
Kurt J. Haas (* 1935) horcht in sich hinein, steigt gewissenmaßen in die Brunnenstube seines Herzens und seiner Seele, wo Quellen und Ströme fließen, hier begegnet er Zeichen und Bildern, die er mittels seinen Zeichenbilder visualisiert. Man könnte ihn einen Röder der inneren Vegetation nennen, der die Malerei füllt, bis sie voll ist von Magie, von vegetativer Magie, von magischer Vogel so wie einer ein Glas Wasser füllt.
Kurt Josef Haas wurde 1935 in Zürich geboren. Er erzählt im Gespräch, wie sein Großvater Karussellmann war, der eine “5er-Mühle” betrieb, eine sogenannte “Rössliriitschuel”, die er in der Krisenzeit verlor und sein Leben fortan als Bahnarbeiter verdienen mußte. “Er wollte aber wieder frei sein”, erinnerte sich Kurt J. Haas, “und begann nochmals, aber die fünf Rappenstücke waren rar”, so daß er wieder zu den Eisenbahnern kam. Der Freiheitsdrang des Großvaters habe sich auf seine Mutter übertragen, sagt Haas, die in einem Waisenhaus aufgewachsen war, 17jährig mit fünf Franken in der Tasche in die Welt hinauszog und in Paris als Gouvernante Arbeit fand. Nach vielen Jahren im Ausland sei sie in die Schweiz zurückgekehrt, wo sie dann in der Zürcher Altstadt einen Trödelladen eröffnete. Sie heiratete und kümmerte sich ums Geschäft, während der Vater von Kurt Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre oft in die Armee einrücken mußte. In den ersten Lebensjahren war der kleine Kurt viel auf sich selbst angewiesen. “Einerseits genoß ich die Freiheit, lief oft neben der Militärmusik vom…