Peter Herbstreuth
Ein kommunizierender Archipel
Das Konzept der 1. Berlin Biennale
Es war an einem jener Abende, da Galeristen, Kuratoren, Kunstförderer zusammensaßen und sich über die Geschicke der Stadt besprachen, als Klaus Biesenbach die verschiedenen Überlegungen in dem eher nebenbei hingeworfenen “Im Grunde brauchen wir eine Berlin Biennale” gipfeln ließ. Der Satz hatte Evidenz genug, sofort Fürsprecher zu finden. Im März 1996 gründeten dann Unternehmer und Sammler den Verein “Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst” (Kirsten Broder, Dirk Gädeke, Eberhard Mayntz, Erika und Rolf Hoffmann, Annette und Friedrich Weber aus Berlin, Ronald Lauder und Raymond Learsy aus New York, Werner Lippert aus Düsseldorf, Peter Littmann aus Hamburg, George Loudon aus London). Klaus Biesenbach wurde als künstlerischer Leiter eingesetzt und die Idee dem Beratungsausschuß der Stiftung Klassenlotterie mit Starttermin 1997 vorgelegt. Sie entsprach den kulturpolitischen Vorstellungen der Stadt, mischfinanzierte, transnationale Projekte zu fördern. Die Klassenlotterie beteiligte sich mit 690.000 Mark, der Hauptstadtkulturfond mit 900.000 Mark. Eine runde Million bringen die DG Bank, Gasag und die Vereinsmitglieder selbst auf.
Klaus Biesenbach, Leiter der momentan im Umbau befindlichen Kunst-Werke Berlin, teilt die Verantwortung mit Hans Ulrich Obrist (ARC, Paris) und Nancy Spector (Guggenheim Museum New York). Doch ein Jahr Vorbereitungszeit war knapp für eine Veranstaltung, die Berlin im Titel führt und die Stadt auf Gedeih und Verderb in die Pflicht nimmt. Obschon für Biesenbach und Obrist der Umgang mit Provisorien der Normalfall ist, und sie ihre Fähigkeit, Zeitdruck als Motor zu nutzen, mit ihrem kommunikativen Vermögen verbinden, reichte es nicht und war nach näherer Überlegung auch nicht…