Klaus Honnef
Ein Kamel für eine Bundeskunsthalle?
Bemerkungen zu einem Kolloquium des Deutschen Künstlerbunds in Bonn
Das Palaver ist vorüber. Die Weisen haben gesprochen. Indiskretionen hatten verhindert, daß alle von ihnen in den Genuß der ausgelobten 1000,- DM Honorar kamen. Zumindest einige Angehörige des öffentlichen Dienstes mußten zurückstehen. Verärgerung war die Folge. Doch niemand ließ es sich nehmen, die Adresse des Deutschen Künstlerbundes mit der suggestiven Frage: “Brauchen wir eine Bundeskunsthalle” anfangs November persönlich aufzufassen. Die vielen “wir”, von den eingeflogenen Ausländern vielleicht abgesehen, brauchten, so gewann man den Eindruck, eine Bundeskunsthalle. Allerdings jeder eine andere und die auf eine spezielle Art und Weise.
Würde der Bauherr des Unternehmens Bundeskunsthalle, das natürlich diesen Namen beileibe nicht behalten soll, nach den wohlfeilen Ratschlägen verfahren, die er zu hören bekam, wäre das Resultat jenem Kamel vergleichbar, das der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Christoph B. Rüger, in Anlehnung an ein geflügeltes britisches Wort als ein Pferd ausmachte, welches von einem Komitee entworfen worden ist. Insbesondere die zahlreichen Vertreter der einzelnen Interessensgruppierungen, an der Spitze die Berliner, brachten munter und ohne Bescheidenheit ihre massiven Forderungen ein. Wenn schon eine Bundeskunsthalle in Bonn, dann, versteht sich, eine Filiale für Berliner Wünsche. Und kaum ein Redner vergaß darüber hinaus, sein eigenes Hobby dem Bund noch als Sammlungsthema anzudienen, wobei man den Gedanken, ob das alles irgendwie zusammenpasse, leichtherzig beiseite schob. Für ein gutes Honorar sollte die aufmerksame Zuhörerschaft schon etwas geboten kriegen.
Deshalb würde eine Bundeskunsthalle am besten so aussehen, daß sie einerseits die Bedürfnisse der Bundesregierung nach kultureller…