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Gespräche mit Kunstvermittlern · S. 258 - 261
Gespräche mit Kunstvermittlern , 1989

Christos M. Joachimides:
Ein harter Kampf auf dem freien Markt

Ein Gespräch mit Karlheinz Schmid

K.S.: “Die glücklichen Augenblicke der Parthénogenèse sind in der Geschichte der Kunst äußerst rar”, hast du schon 1982 im Katalog der Berliner “Zeitgeist”-Schau geschrieben. Allemal seit dem Surrealismus hat es danach, freilich im Sinne einer autarken Innovationstheorie, keine künstlerische Fortpflanzung der unbefruchteten eigenständigen Art gegeben. Dieses vielzitierte “Ende der Avantgarde” hat den international bestens florierenden Ausstellungsbetrieb in diesem Jahrzehnt dennoch nicht bremsen können. Im Gegenteil: Eine Flut von Ausstellungen, darunter rund ein Dutzend unter deiner Leitung, beschleunigte das Preiskarusselfür zeitgenössische Kunst wie niemals zuvor. Muß da nicht zwangsläufig der Eindruck entstehen, daß nur der offensichtlich gestrige Zeitgeist reichlich Furore macht, daß die Zukunft im Rückgriff liegt?

C.M.J.: Das “Ende der Avantgarde” als theoretisches Konzept kann man mit dem Ende des Surrealismus festmachen, aber doch nicht das Ende der Kunst.
Und die Flut der Ausstellungen, die du erwähnst, zeigt nur, in welcher Vielfalt, in welcher kaleidoskopischen Situation sich die Kunst befindet. Was die Zukunft betrifft: Ausstellungen können bestenfalls Situationen, im Idealfall einen Trend skizzieren. Die Propheten sind in der Kunst nicht gefragt.

Der Berliner Kultursenator Volker Hassemer möchte, daß du im Frühjahr 1991, ein Jahr vor der von Jan Hoet konzipierten “documenta 9”, im Martin-Gropius-Bau auch die künstlerische Leitung für den “Zeitgeist H” übernimmst. Soll diese Ausstellung als Rückblick, als Vorschau oder als aktuelle Bestandsaufnahme geplant werden? Wie wird sie sich vom ersten “Zeitgeist” abgrenzen? Wie von der “documenta”?

Eine umfassende internationale Kunst-Ausstellung im Jahre 1991 kann weder Rückblick noch Vorschau…


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