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Titel: documenta 12 · von Ursula Maria Probst · S. 464 - 467
Titel: documenta 12 , 2007

Harun Farocki

Deep Play: Spiel mit tiefer Bedeutung
Ein Gespräch von Ursula Maria Probst

1,5 Milliarden ZuschauerInnen haben dieselben Bilder vom WM-Endspiel 2006 gesehen. Die Monopolbildung von Live-Bildern als Weltregie der Fernsehindustrie hinterfragt Harun Farocki in seiner Medieninstallation „Deep Play“. Als Material verwendet er unter anderem „Clean Feed“ von Fernsehanstalten, digitale Bildbearbeitungstechniken sowie computergenerierte Einspielungen. Die diversen Perspektiven fordern zur individuellen Bilderfassung auf und machen eine neue mediale Realität sichtbar.

Ursula Maria Probst: Weshalb lautet der Titel Ihrer Medieninstallation „Deep Play“?

Harun Farocki: Das ist ein Wort von Clifford Geertz, in dessen Buch „Dichte Beschreibung“ ich während der Produktion unserer Arbeit für die documenta las. Wegen des großen organisatorischen Aufwands ergaben sich da immer wieder Wartezeiten. „Dichte Beschreibung“ wäre auch ein schöner Titel, aber Geertz verlangt eine Deutung, und die möchte ich nicht ausdrücklich geben. Geertz hat den Hahnenkampf auf Bali ein „Deep Play“ genannt, ein Spiel, das ein Schlüssel zum Verständnis der Gesellschaft auf Bali sei. Ich vermeide eigentlich Titel in englischer Sprache, weil ja heute in jeder Drogerie deutschsprachige Kunden englisch angesprochen werden, aber ich weiß keine Übersetzung. Tiefgründiges Spiel? Spiel mit tiefer Bedeutung?

„Deep Play“ befindet sich in der Eingangsrotunde des Fridericianum. Wird der Kunstraum durch die 12 Flatscreens, welche diverse Perspektiven vom Endspiel der WM 2006 abspielen zu einem Laboratorium?

Ich muss zunächst sagen, dass ich die Rotunde furchtbar finde. Mit den weißen Vorhängen sieht das aus wie in einem Kursaal, wo man den Kaffee nur in Kännchen kriegt. Der Raum ist auch ungeeignet, denn es ist kaum möglich, von einem…

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von Ursula Maria Probst

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