MICHAEL WERNER
Interview mit Antonius Höckelmann
M.W.: Antonius, warum kannst du nicht kurzerhand eine Plastik beginnen und in überschaubarer Zeit beenden?
A.H.: Das geht an sich schon, aber im Augenblick fällt es mir sehr viel leichter eine Zeichnung zu machen, als Ton zurechtzulegen und ein Raumgebilde zu bauen.
M.W.: Du hast seit Deiner Hochschulzeit nur ganz wenige Plastiken gemacht, eigentlich nur Fragmente; soweit ich weiß bezeichnest du kaum eine deiner Plastiken als fertig. Hast du überhaupt eine ‘fertige’ Plastik?
A.H.: Ja, ich habe eine ganze Reihe fertiger Plastiken.
M.W.: Wieviel?
A.H.: Na ja, gut, es werden eine handvoll sein, oder so.
M.W.: Das ist doch ungewöhnlich, dazu gehört doch vielleicht ein Kommentar.
A.H.: Es hängt offensichtlich damit zusammen, daß eine Plastik einen zu unsicheren Platz einnimmt. Da die natürliche Verbindung zur Architektur nicht mehr zustande kommt, landet sie dann auf einem Regal. Die Sache wächst mir auch zu sehr aus; in die Zeit und ins Detail. Da ist zuviel Verantwortung gefordert für so ein Formgebilde, das von allen Seiten betrachtet werden kann, für das hunderte von Konturen gearbeitet werden müssen. Mir ist nicht recht eine große Anzahl von Tonskizzen zu haben, weil die Idee der Plastik für mich besser in Zeichnungen sichtbar zu machen ist.
M.W.: Denkst du, daß dies ein persönliches Problem ist oder ein allgemeines?
A.H.: Ich nehme an, daß es sowohl persönlich als auch allgemein ist. Lehmbruck z.B. bezeichnete seine Radierungen als Reliefs.
M.W.: Du zeichnest also anstatt eine Plastik zu machen?
A.H.: Naja, sich mit Plastik zu beschäftigen ist eine Utopie. Utopie wie vollendete Architektur oder eine…