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Gespräche mit Künstlern · von Gerd Winkler · S. 189 - 194
Gespräche mit Künstlern , 1975

GERD WINKLER
Interview mit Adolf Frohner

GW: Es ist jetzt 11 Uhr abends. Wir sitzen beim Heurigen. Am Vormittag haben Sie mich auf dem Flughafen abgeholt. Seitdem waren wir ständig zusammen: im Auto, im Atelier, beim Essen, auf der Akademie in Ihrer Klasse für Aktzeichnen, Sie haben mir im Schnellgang Wien gezeigt – aber das Interview steht immer noch aus.

Frohner: Der Recorder läuft ja bereits. Die Atmosphäre hier ist nicht übel: rundherum Leute, man hört alles und nichts, da können wir uns ungestört unterhalten.

GW: Sie kennen das: wenn ein Satz mit warum anfängt, hat es der eine leicht, weil er fragt, und der andere schwer, weil er klug antworten soll. In dieser Position kann ich ruhig noch einen vierten Heurigen trinken. Warum malen Sie fast ausnahmslos häßliche Frauen?

Frohner: Ich male Frauen – nicht: weil ich sie abstoßend finde, sondern: weil ich glaube, sie als Mann besser zu kennen. Ihre Psyche vor allem kenne ich besser! Abgesehen davon halte ich den Körper der Frau für belastbarer, für dehnbarer, für manipulierbarer. Ein dicker Mann gibt nicht viel her.

GW: Ihre gemalten Frauen sind anfälliger als die Männer. Gut. Sie übertragen das -meinetwegen in den Bereich der Warenpornographie. Und da wird ein Wesen deformiert, geschnürt, gefesselt, gequält – und es kann sich nicht wehren.

Frohner: Sie sehen die Bilder jetzt nur vom Darstellerischen her. Es gibt ja auch eine Bildebene, die rein vom Formalen her sichtbar ist, und gewisse Dinge sind bei mir nur vom Formalen her erklärbar. Deformieren ist nicht nur die Lust,…


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