Ein ganz anderes Arbeiten
Karola Kraus, mumok Wien
Als Tochter des deutschen Sammlerehepaares Anna und Dieter Grässlin 1961 geboren, wuchs Karola Kraus mit Kunst auf. 1990 wurde sie Projektassistentin bei der Ausstellung Metropolis in Berlin, leitete 1991 – 1994 den Projektraum „K-raum Daxer“ in München, war 1996 – 1998 Mitarbeiterin von Katharina Sieverding, übernahm 1999 bis 2006 die Leitung des Braunschweiger Kunstvereins und anschließend der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Seit 2010 ist sie Direktorin des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien (mumok). Im Gespräch blickt sie zurück auf die Jahre in Braunschweig und die wesentlichen Unterschiede zwischen den Institutionsformen.
Sabine B. Vogel: Welche Bedeutung haben Kunstvereine für dich?
Karola Kraus: Die Grundidee von Kunstvereinen war von Anfang an, Kunst in der Stadt zu verankern und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das gilt bis heute und ist eine spannende Herausforderung. Als ich 1999 nach Braunschweig kam, wollte ich den Kunstverein international öffnen und präsentierte mit Mike Kelley die erste internationale Ausstellung – davor wurden ausschließlich Künstlerpositionen aus dem deutschsprachigen Raum gezeigt. Diese Antrittsausstellung hat mir damals viele schlaflose Nächte bereitet, weil ich hart um die Finanzierung kämpfen musste.
Wäre so eine Situation heute noch möglich?
In einem Museum jedenfalls nicht. Wir haben damals zwölf Ausstellungen pro Jahr und zwölf Kataloge gemacht – die Kosten waren für die damaligen Verhältnisse enorm. Im Gegensatz zu Österreich gibt es in Deutschland sehr viele Stiftungen, wie z. B. die Niedersächsische Lotterienstiftung, die Sparkassenstiftung, den Kloster- und Studienfonds oder die Volkswagen Bank, die jedes Jahr jeweils…