Ein Fest des Staunens
Charlotte Moorman und die Avantgarde 1960 – 1980
Museum der Moderne 04.03. – 18.06.2017
von Reinhard Ermen
Ihr Ton ist charaktervoll, tenoral, auch etwas näselnd. Sie spielt mit viiiel Vibrato den „Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“. Es ist gar nicht so leicht, sich mit Hilfe des Video-Dokuments, das 1982 auf der ars electronica in Graz entstand, ein Bild vom Cellospiel der Charlotte Moorman (1933 – 1991) zu machen. Das Instrument ist mit einer Kunststofffolie gesichert, es geht schließlich um „Variations on a theme by Saint-Saens“ von Nam June Paik. Die Solistin unterbricht, sie steigt auf eine Leiter, um kurz in dem schlanken, mit Wasser gefüllten Ölfass unter zu tauchen. Als sei nichts geschehen, spielt sie anschließend den „Schwan“ zu Ende. Das alles macht sie mit einer graziösen Ernsthaftigkeit, die keinen Zweifel an dem lässt, was sie tut. Angesichts der erschwerenden Umstände dieser Performance wird man ihren Ton durchaus kultiviert nennen. Er ist ein Teil einer Contenance, ja Vornehmheit, die sie ausstrahlt. Ihr Profil erscheint edel, die langen dunklen Haare verleihen ihr einen existentialistischen Zug. Charlotte Moorman ist eine schöne Frau, dass sie seit 1979 einen erbitterten Kampf gegen ihre Krebserkrankung führt, sieht man diesem späten Video nicht an.
Die Salzburger Ausstellung zeigt das Lebenswerk einer Unermüdlichen, die nach dem Cello-Studium an der Juilliard School in New York die neue Musik, die freie Szene für sich entdeckt und bald zu einer „Ermöglicherin“ wird; „facilitater“ sagt die Ko-Kuratorin Tina Teufel. Als eine solche ist Veranstalterin und Darstellerin im weitesten Sinne, partiell…