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Essay · S. 335 - 335
Essay , 1988

Amine Haase
Ein Drama

Simulation oder Wirklichkeit?

Was fangen wir eigentlich mit der Wirklichkeit an? Zuerst einmal mit unserer eigenen, die wir “unser Leben” nennen, und dann der, die uns quasi gegenübersteht, die wir für objektiv halten und die doch immer die Wirklichkeit des einzelnen ist – es sein kann und sein soll?

Können wir sicher sein, daß unser Nachbar der ist, den wir zu kennen glauben? Wer Ridley Scotts Film “Blade Runner” gesehen hat, wird wohl kaum den Zweifel loswerden, daß jeder der Clon von jedem sein kann, die absolut perfekte Kopie seiner selbst – ausgenommen ein Element, nämlich ausgerechnet dem, von dem wir geglaubt haben, daß es den Menschen ausmachen müßte, so daß er – unter anderem – den Begriff “Menschlichkeit” rechtfertigen könnte: Gefühl.

Wer Zweifel hat, ist noch glücklich daran. Denn allzu leicht akzeptieren wir, was wir für unabänderlich, für unvermeidbar halten. Und ist es nicht gerade der Film, der uns alle Zweifel auszutreiben versucht, der uns verführt, keine Fragen zu stellen, vor allem nicht die: Wo hört die Fiktion, das Vorgestellte, das Künstliche auf, und wo fängt die Realität an? Die Verwirrung der Begriffe ist weitaus fataler als die der Gefühle. Denn sie beruht wohl kaum auf – “menschlichem” – Versagen und Irrtum, sondern ist ein Zeichen für Zynismus und mutwillige Irreführung.

Der Film ist sicherlich ein viel zu junges Medium, als daß man ihm diese Perfidie absichtsvoller Irreleitung unterstellen könnte. Er erliegt wohl den Möglichkeiten des Mediums, das auf absolute Nachahmung der Wirklichkeit angelegt ist. Dennoch, das Ergebnis ist erschreckend…


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