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Titel: Wirtschaft und Kunst · von Doris Rothauer · S. 66 - 73
Titel: Wirtschaft und Kunst , 2010

Doris Rothauer
Ein Dach am Kopf

Oder: Wie man mit Kreativität nicht nur Häuser, sondern ganze Welten baut

2009 ist das Europäische Jahr der Kreativität und Innovation, die EU hat sich „die Förderung der Kreativität für alle” auf ihre Fahnen geschrieben1. Lange Zeit Domäne der Kunst, mutiert die Kreativität zum Hoffnungsträger der Politik.

Kaum ein Wort wird derzeit so gehypt und ist gleichzeitig so unbeliebt und verpönt bei jenen, die dafür stehen: die Kulturschaffenden. „Sollte es jemandem einfallen, ein Haus für missbrauchte Worte einzurichten, dann stünde der Wortfamilie rund um die Kreativität eine ganze Etage zu“, meint Gabriele Fischer, Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins brand eins.2 Hinter diesem Phänomen steht eine Entwicklungsgeschichte, an deren vorläufigem Ende nichts mehr oder weniger als ein Gesellschaftswandel steht. Ein Wandel, der die Überführung von der kapitalistischen Industriegesellschaft in die postkapitalistische Wissensgesellschaft begleitet. Ein Wandel, den führende Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler für so fundamental wie seinerzeit den Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft halten. Ein Wandel, der sich auf alle Lebensbereiche und Systeme auswirkt. Und ein Wandel, der sich auch am veränderten Konzept und Gebrauch der Kreativität beschreiben lässt. Kunst, Design, Mode, Architektur, Film und Medien werden zu Wachstumsbranchen erklärt, Künstler und Kunstschaffende zu Vorbildern für die Umgestaltung der Arbeitsgesellschaft. Unternehmerische Kreativität entscheidet zunehmend über Zukunftsfähigkeit und Marktchancen im globalen Wettbewerb um die Aufmerksamkeit.

Kürzlich wurde der erste Creative Economy World Report 2008 der UNCTAD anlässlich eines weltweiten konstanten Wachstums der Kreativwirtschaft veröffentlicht: Demnach hat sich der Weltmarkt für Güter und Dienstleistungen der Creative Industries zwischen 1996 und 2005…


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