Frank Frangenberg
Ein Besuch bei ArtNet –
»The Leader in Art Information«
50 cent sind … deutsche Mark sind … österreichische Schillinge sind … Schweizer Franken, … finnische Mark, … Rubel, … Petrodollar. In 28 Währungen umzurechnen. Hochrechnen, Vergleichen. Globalisierung äußert sich in umstandsloser endloser Konvertierbarkeit. Trendkurven, Zahlenspiele. Ist das die totale Markt-Transparenz? Und, will die überhaupt jemand?
“Sobald wir Transparenz und Liquidität haben, wird der Kunstmarkt größer und stabiler werden”, sagt Hans Neuendorf. “Käufer müssen das Vertrauen haben, daß sie reelle Preise zahlen” – welcher Preis ist im Kunstmarkt reell?
Die Kunstwelt im Online-Boom, eine fast lemming-artige Bewegung, hat ein Kritiker geschrieben. Tag für Tag werden im World Wide Web (WWW) neue Kunstsites eröffnet, auf denen Auktionshäuser, Museen und Galerien werben. Es herrscht eine erstaunliche Kritiklosigkeit in einer Kunstszene, die sich bisher in der glücklichen Lage wähnte, vor allem aus menschlichem Miteinander gewebt zu sein. Jemand könnte konstatieren, daß hier nun Naivität, schlicht: fehlendes Wissen überhandnimmt. Computershopping ist eine Hoffnung, die sich bei Staubsaugern und Küchengeräten nicht erfüllt hat, bei der Kunst ist sie mehr als fragwürdig, wenn virtuelle Ausstellungen via Modem teure Messestände ablösen sollen. Wie werden die Computernetze den Kunstmarkt verändern? Überhaupt nicht, vermutlich. Was neue Medien mit sich bringen, ist allenfalls eine Veränderung der Strukturen, und man könnte spekulieren, daß dies eines Tages bedeuten könnte, keinen BVDG mehr zu brauchen, sondern einen System Operator. Die Computernetze werden keine neuen Märkte erschließen, behaupte ich – obwohl, hoppla, letzte Meldung: Bloomberg Financial Markets, ein Finanzdienst, dessen Benutzer ein durchschnittliches Jahreseinkommen von $190.000 haben…