Art Cologne 1994
»Ein anderer Ort muß sich erst noch bilden«
Ingo Arend sprach mit Stefan Germer über die Grenzen des Marktes und die Grenzen der Kunst
Dr. Stefan Germer wurde 1958 in Berlin geboren, studierte Kunstgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und neuere deutsche Literatur in Freiburg und Bonn. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift “Texte zur Kunst” und derzeit Gastprofessor in Freiburg.
*
I. A.: Herr Germer, die Kunstkrisen kommen und gehen, der Kunstmarkt bleibt bestehen, könnte man angesichts des wie das Weihnachtsfest wiederkehrenden Kölner Kunstmarktes sagen. Er preist sich selbst als “goldene Mischung von Tradition und Experiment”. Wie sehen Sie ihn?
St. G.: Der Kunstmarkt hat eine Zeit lang eine gewisse Orientierungsfunktion gehabt. Ich sehe in den letzten Jahren, daß er sie verliert, weil er zunehmend diffuser und diverser wird. In den siebziger Jahren war die Messe verbunden mit der Idee, die Kunst hin zur Gesellschaft zu öffnen. Das ist zwar gelungen, aber auf eine ganz verwässerte Art und Weise.
Wie meinen Sie das?
Von den ursprünglichen programmatischen Absichten auf Demokratisierung der Kunst ist nicht viel mehr übriggeblieben als eine Vervielfachung der Galerien. Die Demokratisierung ist erkauft worden mit einer Hereinnahme von allen möglichen wichtigen und unwichtigen Tendenzen. Wenn Sie sich angucken, wie viele Hallen im Kölner Messebereich jetzt belegt werden mit Kunst und wie viele Galerien da jetzt auftreten, dann ist das, verglichen mit dem, was man vor zwanzig Jahren gekannt hat, eine ziemliche Explosion.
Was ist daran negativ?
Das ist nicht negativ. Aber die Vervielfachung hat für unsere Kenntnisse dessen, was an Kunst relevant ist, nicht sehr…