Uta M. Reindl
Eija-Liisa Ahtila
Verschiebung von Wirklichkeit
K 21 Düsseldorf, 17.5.-17.8.2008
Eine Dichterin begegnet dem Tod leibhaftig, als sie sich einer der blutigen Kolonialgeschichten Europas befasst. Der skurrile Auftritt des Mannes mit der schwarzen Kutte findet in der jüngsten Video-Installation von Eija-Liisa Ahtila statt, deren Titel Where is Where? Fragen nach der Perspektivität des Verbildlichten. Natürlich auch die Rolle der Poetin: Ihre Identität als schreibende Künstlerin suggeriert Parallelen zur Schöpferin des filmischen Werkes. Antworten gibt diese HD Installation für sechs Leinwände keine. Mit vielen Projektionsflächen fordert sie den Betrachter, sich auf den Grenzgang von Zeit und Raum, von Dokumentation und Fiktionalisierung einzulassen. In Where is Where agiert das Personal nordisch streng im theatralischen Kontext, die Handlung verläuft nicht linear, die Narration wird ständig fragmentiert von surrealen Situationen, von authentischem Filmmaterial aus dem algerischen Krieg. Wesentlich geht es darum, „die Geschehnisse mithilfe des Todes in die Gegenwart zu bringen.“, wie es die Künstlerin in ihrem Interview mit Doris Krystof im Katalog betont.
Frantz Fanons antikolonialistische Prosa Die Verdammten dieser Erde hatte 49jährige Künstlerin zur Geschichte von den beiden arabischen Jungen Adel und Ismael inspiriert. In ihrem Film bringen die Knaben ihren französischen Spielkameraden und geben in Interviews – die am Ende des Fanon-Buches als authentisches Beispiel angeführt werden – mit stoischer Miene zu Protokoll, schließlich seien die Franzosen auch von den Algeriern umgebracht und schlecht behandelt worden. Die Authentizität des Falles wird etwa dann lyrisch aufgelöst, wenn die beiden Jungen nach dem Mord verloren und umhüllt von Nebelschwaden in einem Ruderboot…