Rainer Unruh
Egill Saebjörnsson
»The Egg or the Hen, Us or Them«
Künstlerhaus Bremen, 23.7. – 9.10.2011
Auch ein Stein kann ganz schön einsam sein. So wie Joris, ein zierlicher Feuerstein, der seit 400000 Jahren neben seiner angebeteten Rosalinde, einem dicken Felsbrocken, liegt, ohne ihr während all der Zeit wirklich näher gekommen zu sein. Angeregt unterhält sich das Paar über seine Zukunft, macht sich wechselseitig Komplimente und hofft auf Veränderungen, die es aber zugleich auch fürchtet: Was wäre, wenn eine Lawine sie für immer voneinander trennte?
Der isländische Künstler Egill Saebjörnsson bringt im Künstlerhaus Bremen die Steine zum Sprechen. Mehr als ein Dutzend Brocken aus Pappmaché liegen oder stehen auf dem Boden der Galerie. Kaum fällt der Strahl aus den an der Decke angebrachten Videoprojektoren auf die Klumpen, fangen sie an, die Lippen zu bewegen, mit den Augen zu blinzeln oder die Stirn zu kräuseln. Eine knappe halbe Stunde dauert das multimediale Spektakel: Samuel Beckett trifft Harry Potter in der Geisterbahn. Da geht es in den (englischsprachigen) Dialogen einerseits um das Geworfensein und die Absurdität einer Existenz zwischen Stein und Zeit, andererseits kommt auch eine Familie zu Wort, die sich an einem Mahl aus Lava labt und deren Kinder sich fragen, ob sie unter sich bleiben oder den Kontakt zu den Menschen suchen sollen, etwa als Dekoration in einem Garten.
„Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir würden ihn nicht verstehen“, sagt der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Den in Berlin und Reykjavik lebenden Künstler (Jahrgang 1973) stört das nicht. Für ihn gibt es keine eindeutige Grenze…