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Ausstellungen: Rottenburg · S. 361 - 362
Ausstellungen: Rottenburg , 1987

Johannes Meinhardt

Edward und Nancy Kienholz:
Medien – Macht – Manipulation

Kulturverein Zehntscheuer Rottenburg, 7.5.-8. 6.1987
Kunstverein Heidelberg, 21.6. -19.7.1987

Die Ausstellung ‘Medien – Macht – Manipulation’, deren Titel etwas unglücklich reißerisch ist, wurde in Gemeinschaft mit dem DAI Tübingen organisiert und umfaßt drei Gruppen von Arbeiten aus der Zusammenarbeit von EDWARD und NANCY KIENHOLZ, die seit 1973 jeweils die Hälfte des Jahres in Berlin leben: »Volksempfängers«, 1975- 77, »Die Jungen«, 1977, und »Pawn Boys«, 1982. Alle drei Gruppen arbeiten mit Gegenständen und Photos aus dem ‘Dritten Reich’, die Ed und Nancy Kienholz bei Trödlern, auf Flohmärkten und in Haushaltsauflösungen finden. Berlin, in dem wie in keiner anderen Stadt der Nationalsozialismus noch spürbar ist, das durch seine Isolierung und seinen schlagartigen Verlust an Gewicht und Bedeutung bis in jüngste Zeit nicht dazu gekommen war, die Überreste seiner Geschichte als Reichshauptstadt abzureißen, zu überbauen und zuzubetonieren, verführte und zwang Kienholz, sich mit dem emporquellenden Schutt einer Vergangenheit zu beschäftigen, die in Berlin weniger verdrängt, oder präziser: weniger verdrängbar, stärker in ihrem Beharren ist als anderswo. Das Eintauchen in die Abfall- und Schuttschichten dieser immer wiederkehrenden Vergangenheit befruchtet zuerst eine ‘Archäologie des nationalsozialistischen Alltags’, indem die auftauchenden Gegenstände nicht nur den materiellen Stand Deutschlands zwischen 1930 und 1950 zeigen, sondern in diesen auch die Wirkungsmechanismen totalitärer Herrschaft, die Techniken der Reglementierung der Körper ebenso wie die Lenkung und Ausrichtung der nationalistischen und rassistischen Ideologie, die die Hirne der Meisten auskleisterte. Aus der ‘Archäologie des NS-Alltags’ entspringt deswegen das Material für eine ‘Ethnologie der NS-Gesellschaft’, für…

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