Rainer Unruh
Edvard Munch
»Rätsel hinter der Leinwand«
Kunsthalle Bremen, 15.10.2011 – 26.2.2012
Mehr als zweieinhalb Jahre war die Kunsthalle Bremen wegen Umbauten geschlossen. Mit neuen Räumen, neuem Direktor (Christoph Grunenberg als Nachfolger von Wulf Herzogenrath) und einer neuen Großausstellung startet das Traditionshaus in den Kunstherbst. Im Zentrum der Edvard-Munch-Schau stehen die beiden einzigen Bilder Munchs, die im Besitz der Kunsthalle sind.
1918 hatte der damalige Kunsthallen-Direktor Emil Waldmann „Das Kind und der Tod“ (1899) für 20000 Mark gekauft. Eine gute Investition, denn als das Werk aufgrund einer Anfrage des Munch Museums Oslo 2005 eingehend untersucht wurde, stellte sich heraus, dass sich unter dem Bild eine zweite Leinwand befand – unklar ist, ob Materialmangel oder Unzufriedenheit mit dem Werk für dieses Versteckspiel verantwortlich waren. Das „Mädchen und drei Männerköpfe“ getaufte Gemälde entstand wahrscheinlich zwischen 1895 und 1898 und überrascht durch eine ungewöhnlich freie Komposition, in der drei stilisierte Männerköpfe in einem undefinierten Raum ein sitzendes Mädchen belagern. Während dieses Werk stark symbolisch aufgeladen und von abstrakt-ornamentalen Linien eingerahmt ist, spricht das Gemälde, das lange Zeit über ihm lag, den Betrachter direkt an: das Entsetzen des Kindes über den Tod der hinter ihm aufgebahrten Muter ist unübersehbar.
Trotz dieser Unterschiede sind beide Werke verwandt. Sie operieren mit Themen, die Munch bis an sein Lebensende beschäftigt haben. In der Bremer Ausstellung folgen auf die Dokumentation der Entdeckung des Munch-Bildes und einer Einführung zum Lebensfries sechs Räume, die Motive der Bremer Munch-Gemälde aufgreifen. Kuratorin Dorothee Hansen spricht von einem „Parcours“, der jedem Besucher die…