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Editorial · S. 13 - 38
Editorial , 1977

Editorial

Lieber Leser,

für den vorliegenden Band hatten wir eine größere Dokumentation über jene Phänomene künstlerischer Direktmitteilungen angekündigt, die als Life-Auftritte unter der Bezeichnung ‘Performance’ in diesem Jahr die Kunstmessen in Bologna und Köln sowie die documenta 6 begleitet hatten.

Georg F. Schwarzbauer eröffnet mit einer ersten umfangreichen Untersuchung sowie mit 14 Interviews europäischer Performer und einer Bilddokumentation, die mit 160 Fotos Vorführungen von 30 Performern zeigt, eine Rubrik, in der auch zukünftig Berichte und Analysen zu diesem aktuellen und oft mißverstandenen Teilbereich der Bildenden Kunst zu finden sein werden.

Wenn vielfach die Performance in den Bereich Theater verwiesen werden soll, so wird – vielleicht bewußt – das charakteristische übersehen: ein ‘Schauspieler’ interpretiert die Sicht eines außer ihm selbst stehenden ‘Autors’, dessen ‘Partitur’ (einige Aspekte experimentellen Theaters seien hier ausgeklammert), während in den Performances diese zwei Rollen zusammenfallen. ‘In der Performance wird die Handlung auf den eigenen Erfahrungsbereich reduziert. Der Performer ist der bewußt subjektive Ich-Erzähler, der dem Betrachter Teilbereiche seiner eigenen Erfahrungen, Empfindungen und Deutungen der Welt mitteilt. Die Problematik der auf das Ego bezogenen Interpretationen steht im Vordergrund’ (G.F. Schwarzbauer).

Andererseits wird vielfach versucht, die Performance damit abzutun, daß man sie als Neuaufguß des schon längst für tot erklärten Happenings, dem man eine wichtige Durchgangsposition in der Kunstgeschichte zubilligt, deklariert. Hier wiederum wird ein entscheidender Unterschied übersehen: In den typischen Performances muß sich das ‘Publikum’ mit der Rolle des Betrachters begnügen, ein Happening hingegen gibt es gerade erst dann, wenn das Publikum aktiv wird und eine vom Artisten vorgegebene Partitur vollzieht.

Ist das Happening…

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