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Editorial · S. 4 - 70
Editorial , 1986

Betrifft: Beuys

Am 23. Januar starb Joseph Beuys. Dieses Datum muß für KUNSTFORUM kein Anlaß sein, in dieser Ausgabe sein Werk zu rekapitulieren und dessen Bedeutung zu betonen: Beuys war in KUNSTFORUM seit der 1. Augabe 1973 präsent, kaum eine Nummer, die sich nicht mit seiner Arbeit auseinandersetzte, ohne die eine Zeitschrift wie KUNSTFORUM ohnehin nicht möglich gewesen wäre. Zweimal war das Titelblatt Beuys gewidmet – das zweite gestaltete er selbst.

Beuys ist jetzt tot – als Künstler aber wird er solange lebendig und wirksam bleiben, wie wir ihn nicht heilig sprechen, solange die Auseinandersetzung mit seiner Arbeit kritisch bleibt.

Einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit Beuys leistet Franz Erhard Walther in seinen Gesprächen mit Michael Lingner, die im letzten Jahr als Buch erschienen sind – wir drucken daraus die wichtigsten Passagen ab (S. 152ff). Michael Hübl analysiert die Pressereaktion auf den Tod von Joseph Beuys (S.70ff).

Betrifft: Deutsche Kunst/Amerikanische Kunst

In den sechziger Jahren und noch weit in die siebziger hinein starrten wir wie gebannt auf die amerikanische Kunst , die nach der Ecole de Paris, die Alleinseligmachende zu sein schien. Leute, die gleichzeitig für die internationale Anerkennung der deutschen Kunst kämpften, galten als lächerliche Figuren. Die Kunstsprache war international, unter amerikanischer Hegemonie, die deutschen Kunstvermittler hatten den deutschen Künstlern weitgehend selbst den Part der Epigonen zugeteilt. Als in den späten siebziger Jahren die Internationalität relativiert, Regionalismus entdeckt, gefördert und für die Marktdurchsetzung in den achtziger Jahren nationale Tendenzen windschlüpfig zurechtgestutzt wurden, geriet auch die deutsche Kunst, im Vergleich zum Film verspätet, im Ausland…

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