KLAUS HONNEF
Edgar Hofschen
Was eigentlich purer Zufall war, eröffnete überraschende Perspektiven: Edgar Hofschen breitete eine Reihe von Gouachen auf einem Fußboden aus, worauf bereits Fotos lagen. Die Fotos, in Farbe und schwarz-weiß, Bestandteile von Arbeiten eines anderen Künstlers, zeigten in nüchterner Manier landschaftliche Situationen. Es waren Fotos ohne besonderen Anspruch, es sei den, einen bestimmten Sachverhalt dokumentarisch festzuhalten. Daneben legte Hofschen seine Gouachen, Blätter allesamt, die ebenfalls um landschaftliche Themen kreisen. Und mit einem Mal, zunächst unmerklich, dann immer stärker, verloren die Fotos ihre Authentizität, auch wenn an der Echtheit des Abgebildeten überhaupt kein Zweifel bestehen konnte; und die Gouachen gewannen an Dichte, an Substanz, ja sie gewannen an Objektivität in bezug auf die Fähigkeit, eine Landschaft naturgetreu aufscheinen zu lassen. Nicht das Medium der Fotografie, dem man aufgrund seines exakten, technischen Reproduziervermögens die grössere Glaubwürdigkeit in der Schilderung von Realität zubilligt, förderte das wahrere Ergebnis zutage, sondern das Medium der Malerei, das als gestalteter Reflex individueller künstlerischer Vorstellungen gilt. Die Fotos präsentierten in der Konfrontation eine Wahrheit allenfalls im Sinne von Wahrscheinlichkeit, die Gouachen hingegen eine Wahrheit, die das Wesen des wiedergegebenen Gegenstandes erfasste, oder weniger pathetisch ausgedrückt: die das Wesentliche einer Landschaft beschrieb. Verglichen mit Hofschens Gouachen wirkten die Fotos in ihrer Aussage beliebig, obwohl die Fotos bestimmte landschaftliche Gegebenheiten vorführten, und nicht die gemalten Blätter.
Nun haben Hofschens Landschafts-Darstellungen nichts gemein mit naturalistischen Landschafts-Schilderungen. Dazu ist ihr im wirklichen Gegenüber identifizierbares Inventar nicht greifbar genug. Vorderhand klingen nur in den schweren, stillen Farben, grau-grün, grau-braun, braun-grün, seit der…