Johannes Meinhardt
Edgar Hofschen
Galerie Hartl & Klier, 6.6.-30.6.1989
Wenn es schwierig ist, zu Edgar Hofschens (geboren 1941) Ölgemälden und Gouachen Präzises zu sagen, liegt das vor allem daran, dass seine Arbeiten hauptsächlich auf Anmutung, Intuition und `poetische’ Komposition gegründet sind, sich also selbst von diskursiven Zusammenhängen fernhalten. Einflüsse aus der `Lyrischen Abstraktion’, der `Analytischen Malerei’ (was fast identisch ist mit `colour field painting’) und dem Materialgebrauch etwa Tapiés’ verschmelzen zu einer Produktion, die aus `poetischen’, subjektiven und nichtreflexiven Bedingungen und Notwendigkeiten entsteht, die ihre Verfahrensentscheidungen nicht nach formulierbaren Kriterien, sondern nach Stimmigkeiten, Empfindungen und Intuitionen trifft.
Dabei treffen bei den meisten Arbeiten in der Ausstellung (13 Ölgemälde und 4 Gouachen von 1988/89) auf sehr stimmige Weise zwei unterschiedliche Typen `poetischer Kontingenz’ aufeinander: die objektive Kontingenz des Materials und die subjektive `Poesie’ der Bearbeitungen und Bildschöpfungen. Hofschens Ausgangsmaterial sind Zeltplanen aus Segeltuch; aber alte, abgenutzte, zerschlissene, ausgewaschene und ausgebleichte Planen von Army-Zelten, mit genähten Rissen und aufgesetzten Flicken, mit Teerflecken, Beschriftungen, Knitterfalten, Schmutzresten.
Die kontingente Unregelmässigkeit und Schmutzigkeit dieser Planen macht sie zu autonomen Stoffobjekten, durchlöchert, gespannt, genäht. Durch die Behandlung, der Hofschen sie unterwirft, wird diese Autonomie noch verstärkt: er verschliesst die Löcher mit Holzleim; auf die kleinen ovalen Leimflächen klebt er rosa Karton, den er, nachdem der Leim fest geworden ist, wieder abreisst, sodass abgerissene rosa Ovale übrigbleiben; dann tränkt er die Plane mit Lösungsmittel und bearbeitet sie weiter in vielen dünnen Schichten mit Ölfarbe und Holzleim, die ganz in die Textur des Segeltuchs eingesogen werden. Dadurch bleibt die undefinierbare, fleckige, farblose…