Ed Atkins – Old Food
Jenseits des Post-Digitalen
Berliner Festspiele – Martin-Gropius-Bau 29.09.2017 – 07.01.2018
von Thomas Wolfgang Kuhn
Nach der Ausstellung „Corpsing“, die in der ersten Jahreshälfte im Frankfurter MMK stattfand, ist „Old Food“ die zweite große institutionelle Inszenierung des britischen Künstlers Ed Atkins (*1982 in Oxford) in Deutschland. Kuratiert von Lisa Marei Schmidt, wurde die Schau speziell für fünf Räume des Martin-Gropius-Baus konzipiert. Neben Einzelbildschirmen und Bildschirmwänden stiften Hängevorrichtungen mit Bekleidung aus dem Fundus der Deutschen Oper einen konkreten Bezug zum Ort, an dem Atkins seit 2015 lebt. Als drittes Element finden sich über die Räume hinweg Texte und grafische Darstellungen verteilt, die von Autoren der Webseite „Contemporary Writing Art Daily“ verfasst wurden und die aus einem Dialog des Künstlers mit den anonymen Machern dieser kunstkritischen Plattform hervorgingen. Diese Grafiken und Texte finden sich in schäbige Holztafeln graviert, wie sie als Reste in Baumärkten zu finden sind.
Drei an Rechnern erzeugte, dem Menschen ähnliche Gestalten, sind die Protagonisten in den zeitbasierten Projektionen: ein Baby ohne historischen Indikator, ein Junge in höfisch wirkender Kleidung mit Anleihen an die Renaissance und ein erwachsener Mann, dessen Gewandung an eine mittelalterliche Mönchskutte erinnert. Auf den Einzelbildschirmen sind sie porträtartig mit wechselnden Ansichten erfasst und wirken wie in einem Zustand der Verzweiflung und Trauer, beschworen durch jammernde Laute, Mimik und Gel-artig fließenden Tränen. Die großflächigen Bildschirmwände zeigen Innen- und Außenräume, bestückt mit dem Leitmotiv eines Klaviers, auf dem diese Kunstfiguren, in Abständen und etwas mechanisch, die Komposition „Extended Circular Music No. 2“ des Schweizer Musikers…