Ed Atkins
Corpsing
MMK 1 Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main 03.02. – 14.05.2017
von Isa Bickmann
Die Präsentation zweier Werke von Ed Atkins im Frankfurter MMK 1 könnte kaum großzügiger sein: Mit der parallelen Projektion auf fünf freistehenden Wänden bietet der 22-minütige Film „Hisser“ (2015/2017) eine alternative Rezeption zu herkömmlichen Formaten an: Statt unbeweglich auf eine Leinwand blicken zu müssen, kann man umherwandeln, ohne dabei in die Gefahr zu geraten, Teile des Films zu verpassen. Die zweite Installation, „Safe Conduct“ (2016, 9 min.), befindet sich in einem taghellen Raum auf drei LCD-Bildschirmflächen, die an einem Güterkranarm im Rund angeordnet hängen, so dass sie umkreist werden können, was hier auch notwendig ist, denn im Gegensatz zu „Hisser“ laufen die Bilder nicht synchron, sondern führen zu der sich steigernden und das Werk umklammernden Melodie des Boléro von Ravel eine Art Ballett auf.
Atkins (*1982) Werk wird zumeist mit dem Label „Post-Internet-Art“ – oder genauer: „Postdigital“ – versehen. Ohne Kamera baut der Künstler Filme mit Hilfe von CGI (Computer Generated Imagery) und Computergrafik, wie sie z.B. in den Welten realistisch animierter Computerspiele zur Anwendung kommt. Die Wirklichkeitsnähe seiner Filmbilder ist beeindruckend, gleichwohl gibt es Brüche durch absichtlich gesetzte Details. Kritisch beleuchtet der Künstler die Einflüsse der digitalen Medien auf den Menschen: seine Vereinsamung, den Authentizitätsverlust, die ihn bedrängende elektronische Überwachung und die zunehmend fließenden Grenzen zwischen realem und digitalem Leben.
Die Idee zu „Hisser“ geht auf ein Ereignis in Florida zurück. 2013 verschwand ein Mann mit seinem Schlafzimmer in einem sich plötzlich öffnenden Erdloch. Atkins lässt…