Peter Herbstreuth
Eberhard Havekost
»Harmonie. Bilder 1998 – 2005«
Kunstmuseum Wolfsburg, 5.11.2005 – 19.2.2006
Stedelijk Museum CS, Amsterdam, 9.3. – 29.5.2006
Die Ausstellung hinterlässt ein Unbehagen. Sie betont das apparategestützte Blickfeld der gemalten Bilder und zeigt in kunterbunter Anordnung die irrlichternde Vielfalt der Motive. Das kuratorische Konzept folgt dem Service-Charakter einer Tombola. So ist für jeden etwas dabei. Gleichwohl beschränkten sich die Kuratoren nur auf einen kleinen Teil der reichen Produktion aus den letzten sieben Jahren und wählten etwas mehr als hundert Bilder des 1967 geborenen, in Berlin lebenden Malers und Graphikers Eberhard Havekost aus. Nach der grandiosen Retrospektive seines druckgraphischen Werks im Dresdner Kupferstichkabinett vor einem Jahr, begann nun die erste Museumsschau mit Malerei. Der Weg der Kanonisierung geht voran. Und wollte man das Werk auf den Begriff bringen, hätte man im ambivalenten Bedeutungshof von De-Realisierung eine flexible Basis.
Havekost malt Urlaub, Freizeit, Fahrvergnügen und immer wieder manipulierte Knipsfotos von Freunden: ein Kompendium des privaten Lebens jenseits der Arbeit, meist unterwegs. Die Bilder sind sichtbar schnell gemalt und erscheinen immer in der perspektivischen Rahmung verschiedener Kameraobjektive. Havekost arbeitet weniger als Maler, sondern viel grundlegender als Graphiker und Bild-Editor. Er entwickelt das Sichtbare nicht aus der Farbe, sondern aus den Motiven und präsentiert die Schauplätze als Konstruktion im Modus von Es könnte so gewesen sein. Seine Phantasie über die Wirklichkeit ergibt eine strikte Trennung zwischen Kunst- und Lebensperspektive. In Landschaften von Neo Rauch kann man mit den Augen spazieren gehen und sich in die Landschaft verlieren. Havekost etabliert dagegen eine opake Bildwand ohne…