Wout Nierhoff
Eberhard Bosslet
»Öffentliche Ordnung«
Kunstverein Speyer, 3.7. – 30.9.1994
Holger Bunk hatte in den 70er Jahren als Student der Düsseldorfer Kunstakademie die Zusammenarbeit mit Lisa Hoever erprobt. Die Kommilitonin wollte nicht geduldig Modell sitzen und griff selbst zum Stift. Knapp 20 Jahre danach geht es um prinzipielle Positionen. Die Kooperation von Bunk und seinem Freund Peter Mell ähnelt einer Grenzerweiterung. Wie können zwei Maler, deren Stil längst fixiert ist, zu anderen Ufern aufbrechen?
Bunk ist seit 1992 Professur in Stuttgart für Aktzeichnen und Aktmalen. Seine Berufung ist ein Angebot an alle Studenten. Sie kommen zu ihm, weil sie Figuren in ihren Bildern unterbringen wollen. Bunk pflegt unter den gleichen räumlichen Bedingungen wie der Nachwuchs zu arbeiten, im Angesicht des Modells.
Im Umgang mit Peter Mell geht es um etwas anderes. Hier sitzen zwei Künstler mit verschiedenen Farbauffassungen nebeneinander. Mell ist der emotionalere und musikalischere. Bunk sucht eher nach rationalen Begründungen, liebt das Erzählerische, konstruiert Innenräume für die Aktionen der Menschen. Mells Farben dringen nach draußen, sie sind nicht illusionistisch, sie pochen auf ihre eigene Freiheit.
Angesichts derartiger Unterschiede ist das Experiment gewagt, das Scheitern vorprogrammiert. Und dennoch ist es wichtig, was in der Galerie Rainer Wehr in Stuttgart zu sehen ist. Es ist der Versuch einer Quadratur des Kreises.
Bunk malte einen puppenstubenartigen Raum, wo sich Figuren aufhalten können. Sein kniender Akt erhielt einen Durchlaß, um den Arm in die Außenwelt zum Farbraum des Peter Mell zu strecken. Doch die Welt dringt in die Stube ein. Mell brach ihm einen Großteil des Fußbodens weg;…