vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Berlin · von Thomas Wulffen · S. 389 - 390
Ausstellungen: Berlin , 1997

Thomas Wulffen
(e.) Twin Gabriel

Haus am Waldsee, Neuer Berliner Kunstverein, 14.12.1996 – 26.1.1997

Im Haus am Waldsee kriechen Schnecken herum. Nachdem die Institution im Berliner Stadtteil Zehlendorf vor kurzem das fünfzigjährige Jubiläum feierte und in den nächsten zwei Monaten eine Generalrenovierung vor sich hat, setzten Else Gabriel und Ullf Wrede im Zuspiel mit Georg Herold 2343 Weinbergschnecken in die Ausstellungsräume. Das ist einerseits zuviel und andererseits zuwenig, denn einerseits mißlang die Idee, die Ausstellungsräume in eine Art Biotop zu verändern, weil sich die Schnecken nicht so verhielten wie erwartet wurde. Schon Damien Hirst, obwohl konkreter bemüht, scheiterte mit der Einrichtung eines Biotops mit Schmetterlingen in der DAAD-Galerie vor ein paar Jahren. Hier, in dem Ambiente des großbürgerlichen Privathauses, konzentrierte sich ein Großteil dieser schleimigen Wesen doch auf die Nahrungssuche und sammelte sich auf den umliegenden Salatblättern, Äpfeln, Kürbissen und Kohlblättern. Der diskrete Charme des überall sich ablagernden Schleims konnte so sich nur an bestimmten Stellen entwickeln. Auch bildeten die Schnecken nicht jene Besucherbarriere wie erwartet wurde, denn sie sollten sich gleichmäßig in den ganzen Räumen verteilen, so daß jederzeit für die Besucher die Gefahr bestand, auf ein Schneckenhaus zu treten. Wer wollte, konnte in diesem Mißlingen eine Umkehrung des Entropie-Gesetzes als gleichmäßige Verteilung im Raum sehen, wer wollte, konnte aber auch immer noch mehr sehen. Denn die Künstler gaben nur wenige Hinweise, wie deren Installation zu deuten sei. Zwar war die Ausstellung mit jenem Thrill aufgeladen, der heute notwendig ist, um das Publikum noch aus den Sesseln zu holen, aber das…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei