Dürfen die das?
Für manche wirft nicht nur der Titel, sondern auch der Untertitel sofort eine Frage auf: Was ist eigentlich “Kunst als sozialer Raum”? In ihrem Vorwort erläutern die Herausgeberinnen Stella Rollig und Eva Sturm, dass sie darunter eine Kunstpraxis verstehen, die sich fest in der Gesellschaft verankert sieht und ihre kommunikativen und politischen Potenziale nützt. Eine Tendenz, die sich in den 90er Jahren gerade in Europa durchsetzte und als Paradigmenwechsel wahrgenommen wurde. Sie kann als Reflex auf die globale Ausdehnung des Kapitalismus nach dem Ende sozialistischer Gesellschaften und der Zunahme des Rechtsradikalismus gesehen werden. Die starke Präsenz der sozial orientierten Kunst wurde im letzten Jahrzehnt aber auch von Kritik begleitet, die nach der Rolle der KünstlerInnen und der Definition von Kunst fragt. Es wurden dabei Aspekte wie Repräsentation und Distinktionsgewinn thematisiert. Der Titel des Readers, “Dürfen die das?”, kann als Reaktion darauf gewertet werden, dass diese Richtung der Kunst von verschiedenen – sowohl von künstlerischen als auch nicht-künstlerischen – Positionen heraus heftig angegriffen wurde. Letztlich handelt es sich jedoch um eine rhetorische Frage, denn die Mehrzahl der AutorInnen stehen eindeutig auf Seiten einer Kunstproduktion mit gesellschaftlicher Wirkung.
Die Texte des Bandes, die auf einer gleichnamigen Tagung im Jahr 2000 im O.K. Centrum für Gegenwartskunst in Linz basieren, zeigen verschiedene Ansätze, Konzepte und Arbeitsweisen einer sozial orientierten Kunst auf. Die Aufsätze sind aus unterschiedlichen beruflichen Perspektiven verfasst. So äußert sich die Museumsdirektorin Fay Chew Matsuda zur politischen Bedeutung von Repräsentation in ihrem Museum of Chinese in the Americas in N.Y., der…