Peter Herbstreuth
Durchreise
Künstlerhaus Bethanien, Berlin 20.4. – 25.5.2000
Die Ausstellung “Durchreise” hatte zwei Seiten. Die erste war ein inspirierendes Vergnügen, die zweite eine Gedankenlosigkeit. Zuerst die gute Nachricht. Mittlerweile gibt es über 150 Institutionen, die das 1975 gegründete Künstlerhaus Bethanien als Modell direkt oder indirekt adaptierten. Es bietet vor allem ausländischen Künstlern für eine befristete Zeit Wohn- und Arbeitsräume mit Ausstellungsmöglichkeiten. “Durchreise” war die zentrale Jubiläumsschau zum 25-jähigen Bestehen. Damit thematisierte das Künstlerhaus seine Funktion und die Perspektiven von 25 häufig reisenden Künstlern, die als “Nomaden-Künstler unserer Zeit” unnötig exotisiert wurden. Roland Boden, Pedro Cabrita Reis, Mark Dion, Zhu Jinshi, Via Lewandowsky, Valeska Peschke, Rivka Rinn, Eran Schaerf und Eva Meyer haben wie alle anderen Künstler einen festen Wohnsitz. Bisweilen verlassen sie ihn, um Vorhaben zu verwirklichen. Von solchen Exkursionen handelte die Schau. Sie sieht aus, als habe der Kurator und scheidende Direktor Michael Haerdter die Bände 136/137 des KUNSTFORUMS zur Hand genommen und daraus sein Finale konzipiert.
KÜNSTLER REISEN. Chris Durham reiste auf den Spuren Geoffrey Chaucers “Canterbury Tales” von London nach Canterbury und hielt in klaren Grautönen Landschaften fest, denen er die Anfangsätze der Geschichten zuordnete. “In Britanien, wie es einst genannt wurde …” steht unter einem Foto mit weitem Blick über eine Ebene. Herman Prigann und Eijo Okubo rekonstruieren auf einer Schautafel eine Reise in Kooperation mit Universitäten, die sie von entgegengesetzten Punkten begonnen haben – Prigann in Portugal, Okubo in Japan. Sie trafen sich in der Mitte auf dem Heiligen Berg Kailas in Tibet und errichteten zusammen ein…
