Michael Hauffen
Duncan Campbell
Kunstverein München, 22.1. – 8.3.2009
Sein erklärtes Ziel, die vermeintliche Objektivität dokumentarischer Medien zu hinterfragen, erreicht Duncan Campbell, indem er sie zum Bestandteil einer theatralischen Inszenierung macht. Prägnantestes Element seiner Filme sind Stimmen aus dem Off – gesprochen von Schauspielern, die auf der Bildspur nicht erscheinen. Und sie versuchen auch keineswegs, dem Publikum eine konsensfähige Erklärung zu den sichtbaren Dokumenten zu liefern, sondern geben Rätsel auf, die weitere Erklärungen fordern.
In Falls Burns Malone Fiddles (2003) scheint der Sprecher mit stark schottischem Akzent (die Stimme des Schauspielers Ewen Bremner) durch die Bilder, die zu sehen sind, selbst in höchstem Maße erregt zu sein. Zunächst müht er sich in einer Art platonischem Höhlenmonolog ab, über die Begrifflichkeit vorsokratischer Kosmologien damit fertig zu werden. Er spricht von „Veränderungen im Lichtfeld“, und nur weil seine Rede den Duktus und die Nervosität eines getriebenen Außenseiters aufweist, ist man in der Lage, einen Bezug zu den Archivbildern herstellen, die über weite Strecken in der Art einer Diashow den Lebensraum der Belfaster Jugend der 70er Jahre vergegenwärtigen. Seine permanente Unruhe provoziert den Verdacht, dass er zumindest indirekt in die Konfliktgeschichte Nordirlands involviert ist, und dass die ständigen Brüche und Wiederaufnahmen seines Monologs auf die unerträgliche Erfahrung eines gescheiterten Befreiungsversuchs verweisen. Sind wir also Zeugen der verzweifelten Anstrengung eines Subjektes, das versucht, angesichts von erinnerten Bildern, eine konsistente Identität aufrechtzuerhalten und nicht verrückt zu werden?
Gerade als man sich damit abfindet, dass es bei dieser vagen Parallelität bleiben wird, ändert der Monolog die Richtung. Die Stimme ohne…