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Ausstellungen: Chemnitz · von Matthias Zwarg · S. 242 - 244
Ausstellungen: Chemnitz ,

Chemnitz
Du lebst nur keinmal

Uwe Lausen und Heide Stolz. Ein Künstlerpaar der 1960er Jahre
Museum Gunzenhauser 15.11.2020–16.05.2021

von Matthias Zwarg

„Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? Wir! / Wer sorgt sich um den Frieden auf Erden? Wir! / Ihr lungert herum in Parks und in Gassen, / Wer kann eure sinnlose Faulheit nicht fassen? WIR! WIR! WIR!“ Als der Schlagersänger Freddy Quinn 1966 in Großbuchstaben sein „WIR!“ der aufkommenden Protestbewegung entgegenschleuderte, hatte er wohl auch Künstlerinnen und Künstler wie Heide Stolz und Uwe Lausen gemeint. Kriegskinder beide, Heide Stolz wird 1939 in Kupferzell, Uwe Lausen 1941 in Stuttgart geboren, wachsen sie in die bigotte westdeutsche Nachkriegsgesellschaft hinein: Halbherzige Entnazifizierung, teilweise Rehabilitierung der NS-Eliten, Wirtschaftswunder, die Bundesrepublik wird Fußballweltmeister und Nato-Mitglied; die Friedens- und Antiatomkraftbewegung formiert sich, die Anti-Baby-Pille wird zugelassen, Anklagen gegen Nazi-Mittäter, deren Höhepunkt der „Auschwitz-Prozess“ 1963 bis 1965 ist.

Die von Selima Niggl kuratierte Ausstellung „Du lebst nur keinmal“, eine Gemeinschaftsproduktion der Staatsgalerie Stuttgart, wo sie 2020 zu sehen war, und des Museums Gunzenhauser Chemnitz, in dem sie unter Corona-Bedingungen bis Mai gezeigt wird, stellt Leben und Werk von Uwe Lausen und Heide Stolz in diese gesellschaftlichen Zusammenhänge und erinnert an das kurze irdische Dasein einer Künstlerin und eines Künstlers, die zu Zeiten aneinander Halt fanden – so sehr, wie sie wohl andererseits an der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Realität ihrer Zeit verzweifelten.

In einem Foto von Heide Stolz, um 1967, kulminieren alle Hoffnung, aller Mut und alle Resignation des Künstlerpaars, das 1962 geheiratet hatte: Die 1964 geborene gemeinsame Tochter Lea…

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