Martin Pesch
Douglas Gordon
Kunstverein Hannover, 27.9. – 26.11.98
Nachdem man die sechs Räume dieser Ausstellung durchschritten hat und wieder ins Foyer des Kunstvereins treten möchte, steht man vor einer geschlossenen Tür. Man muß nun alle Arbeiten noch einmal Revue passieren lassen, bevor man zum Eingang wieder herausgehen kann. Vielleicht will Douglas Gordon sich dem hiesigen Publikum mit dieser Maßnahme einprägen, schließlich ist es die erste große Einzelausstellung in Deutschland des 1966 geborenen, in Glasgow lebenden Künstlers. Die geschlossene Tür am Ende – und das ist die wohl zutreffendere Interpretation – ist integraler Bestandteil der Ausstellung. Nicht nur verstärkt sie die bedrückende Atmosphäre der letzten Arbeit “Single Room with Bath”, sondern sie fungiert als Werkzeug, mit dem die gesamte Ausstellung verklammert und ihre einzelnen Teile miteinander verbunden werden.
Gordon beginnt mit dem Anfang, mit dem pränatalen Zustand. Die Arbeit heißt “Something between my mouth and your ear” (1994). Einen Raum hat er komplett mit tiefblauer Farbe angestrichen, einen Cassettenrecorder hineingestellt und auf Autoreverse geschaltet. Man hört Songs von den Kinks, den Rolling Stones, von Bob Dylan und den Beatles, die zwischen Januar und September 1966 in den britischen Charts und damit in aller Munde waren. Es sind genau jene neun Monate, in denen Gordons Mutter mit ihm schwanger war. Diese Konstruktion der Erinnerung verläßt sich selbstbewußt auf Klischees (die blaue Farbe), spielt gleichzeitig aber mit Konkretion, weil diese Musik mit Sicherheit zur Realität von Gordons Mutter gehörte und er nach allen Regeln der pränatalen Forschung einiges davon mitbekam. Entsprechend hallen die Lieder durch…