Claudia Wahjudi
Doug Aitken: Metallic Sleep
Kunstmuseum Wolfsburg, 17.2. – 13.5.2001
Kunst-Werke, Berlin, 18.2. – 8.4.2001
Nachts ist Los Angeles eine schöne Stadt. Tausende von Lichtern glühen in der Dunkelheit, sie säumen die Boulevards und erhellen die vielen Blau des Himmels. Los Angeles ist auch eine erhabene Stadt. Auf Doug Aitkens “Rise” (2001), einem großen Ektachrome in einem Aluminiumleuchtkasten, verlieren sich die Konturen der Stadt in den Blautönen. Einen Horizont gibt es nicht – Himmel und Häusermeer werden eins.
Und nicht zuletzt ist Los Angeles eine gewaltige Stadt. Die Schweinwerfer der Autos zeichnen kilometerlange Lichtbänder; die unzähligen Neonreklamen zeugen von hoher wirtschaftlicher Aktivität. Dennoch gleicht die Metropole einer Geisterstadt. Ein einziger Mensch ist hier unterwegs: Ali “Gigi” Johnson. Acht Videoleinwände zeigen den Tänzer in Bewegung – eben noch hat Johnson vor dem Fernseher gelegen, die Augen schläfrig auf die Bildschirmpixel gerichtet, jetzt tanzt er durch die verlassenen Vororte. Und proklamiert dabei immer wieder: “That’s the only now I get”. “Electric Earth” (1999), die zentrale Arbeit der Ausstellung, die das Kunstmuseum Wolfsburg Doug Aitken widmet, ist eine Hommage auf das Leben im Augenblick, auf die Symbiose von Mensch und elektrifizierter Stadt. Eine Symbiose, so schön, so schlüssig zunächst, dass es eigentlich kaum zu glauben ist.
Auf dem Boden liegt eine halbleere Flasche, verliert ganz langsam einen Tropfen. Johnson kickt sie fort – und ihr Klirren fährt durch den Raum. Ein Getränkeautomat frisst eine Dollarnote, und das Tickern des Apparats wird Rhythmus. Das Scheppern eines umgestoßenen Einkaufswagens, ratternde Ziffern einer Tanksäule, das Pipen einer Funkanlage: Aitken…