Sindelfingen
Doug Aitken
Return to the Real
Schauwerk 24.09.2023 – 01.04.2024
von Johannes Meinhardt
Der größte und wichtigste Teil der Ausstellung, in den beiden zentralen Sälen, besteht aus zwei riesigen, raumfüllenden Videoinstallationen und zwei in einem weiten Sinne skulpturalen Installationen. Die erste der beiden Videoinstallationen, Wilderness (2022, 8-Kanal-Videoinstallation, sechs Projektionen, vier halbkreisförmige Aluminium- und PVC-Leinwände) umgibt die Betrachtenden in zwei offenen Kreisen. Während der Covid-19-Pandemie in seiner Bewegung stark eingeschränkt, ging Doug Aitken über Monate hin jeden Tag an den Strand des Pazifischen Ozeans. „Bei Sonnenuntergang bemerkte er immer wieder eine starke Energie: Sie entstand durch das Kommen und Gehen der Menschen, die sich am Strand versammelten, um das Ritual zu begehen: den Übergang des Tages in die Dunkelheit der Nacht zu beobachten. Von Aitken verfasste Songzyklen, die oft nur aus Wörtern und Sätzen bestehen, werden von KI-generierten Stimmen wiedergegeben und erzeugen eine surreale Atmosphäre.“ Interessanterweise ist das Betrachten eines (sich langsam verändernden) Sonnenuntergangs dem Betrachten einer Videoprojektion auf einem Bildschirm formal eng verwandt.
Die zweite Videoinstallation, migration (empire) (2008, 3-Kanal-Videoinstallation, drei Projektionen, drei Billboard-Skulpturen), zeigt auf drei im Raum gestaffelten riesigen Bildschirmen wilde Tiere in Motelzimmern. „Die Arbeit wurde in Motelzimmern verschiedener Städte gefilmt, Tausende von Meilen quer durch die USA. Sie besteht aus einer Reihe von Szenen, die nordamerikanische Wandertiere bei der Erkundung dieser Zimmer zeigen.“ Diese Tiere, die bereits vor der menschlichen Besiedlung in den USA lebten, wie Bison, Puma, Schmutzgeier, Virginia-Uhu (erstaunlicherweise auch weiße Pfauen) bewegen und verhalten sich ihren instinktiven Programmen entsprechend in diesen weitgehend immergleichen, monotonen Hotelzimmern, die…