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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 243 - 244
Ausstellungen: Berlin , 2016

Hermann Pfütze
DOUBLE VISION

»Albrecht Dürer – William Kentridge«
Kupferstichkabinett, Berlin, 20.11.2015 – 6.3.2016

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 10.9.2016 – 18.1.2017

Es ist wie zwischen Hase und Igel. Was immer Kentridge hier motivisch und zeichnerisch thematisiert – Dürer ist schon da. Der Versuch des Unternehmens, Albrecht Dürer ((1471-1528) und William Kentridge (geb. 1955 in Johannesburg) als gleichrangige Meister der schwarz-weiß-Druckgrafik gegenüberzustellen, ist ungerecht gegen Kentridge, weil dessen Werk und Arbeitsweise hier nur partiell vermittelt wird, während die Auswahl bekannter Dürer-Druckwerke repräsentativ ist. Vor allem Dürers sehr selten gezeigte, riesige „Ehrenpforte Kaiser Maximilians I.“ aus dem Jahr 1515, dieser größte je hergestellte Holzschnitt von 195 Druckstöcken auf 36 Papierbogen, kann hier in aller Detailvielfalt studiert werden und wäre eine Einzelausstellung wert.

Die Gegenüberstellung „hängt am Nashorn“, (Andreas Kilb in der FAZ vom 28.12.2015), und zwar am Fabeltier-Nashorn Dürers, der nie ein echtes gesehen hat, während die lebendig skizzierten Nashörner auf Kentridges Lithografien tanzen, vor dem Fressnapf sitzen oder an Gurten hängen. Die Ähnlichkeiten verdanken sich der Auswahl des Kuratorenteams, das in Kentridges Atelier in Johannesburg aussuchen durfte, was ihm ins Konzept passte, und Kentridge tut, was er kann, um sich mit Dürer zu messen. Aus Dürers Reihe „Unterweysung der Messung“ (1525), seinen Erläuterungen zur Zentralperspektive, greift Kentridge das Aktbild hinterm Messgitterfenster heraus und stellt ihm, in deutlicher Anspielung auf Picasso, eine eher unperspektivische, frivole Maler- und Modellszene gegenüber, mal mit einer Frau, mal mit dem Nashorn als Modell.

Dürers „heiliger Hieronymus neben dem Weidenbaum“ und „Herkules am Scheidewege“ haben gemeinsam, dass sie von einem starken Baum überragt…



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