Berlin / Düsseldorf
Double feature: Theodoulos Polyviou
Julia Stoschek Foundation Berlin, 12.09.2024–07.04.2025 Düsseldorf, 01.09.2024–01.02.2025
von Ingo Arend
Wer noch nie eine Zeitreise unternommen hat, sollte Bekanntschaft mit den Werken des Künstlers Theodoulos Polyviou machen. Er muss dazu keine futuristische Zeitmaschine besteigen wie in H. G. Wells gleichnamigem Roman von 1895. Es reicht, die Kunsträume der Julia-Stoschek-Kunstsammlungen in Düsseldorf oder Berlin aufzusuchen. Im Angebot ist das Zypern der 1950 / 60er Jahre. Der 1989 in Nikosia geborene Polyviou, der heute in Berlin lebt, setzt, wie er selbst sagt, „Virtualität und digitale Technologien ein, um Lücken im zyprischen Kulturerbe zu untersuchen, zu rekonstruieren und zu füllen“. Das klingt nerdig, hat es politisch aber in sich. Angefangen hatte alles im Jahr 2022 im Berliner Künstlerhaus Bethanien.
Im ersten Kapitel seiner Werk-Serie Transmundane Economies konnten die Besucher*innen sich in eine, mit Hilfe der VR-Technologie erstellte Rekonstruktion des gotischen Refektoriums des Klosters Bellapais Abbey die Ruine eines Klosters auf Zypern aus dem 13. Jahrhundert, hineinziehen lassen, die auf Zeichnungen von George Jeffrey aus dem Jahr 1912 basierte. In der Präsentation Screen, dem zweiten Kapitel, hatte Polyviou, ehemals Co-Gründer des Artspaces Koraï auf Zypern, bereits im Frühjahr im Berliner Bode-Museum mittels einer digitalen 3D-Rekonstruktion den Weg einer zypriotischen Ikonostase aus dem 18. Jahrhundert an die Spree nachgezeichnet. Als Trennwand in einer christlich-orthodoxen Kirche auf Zypern war sie einst mit Bildnissen von Heiligen geschmückt und schirmte den Altarraum vom Kirchenschiff für die Gemeinde ab. In einem parallel dazu laufenden Film hatte Polyviou zypriotischen Glaubenssystemen, von der Anbetung von Bäumen bis…