Jörg Restorff
Dorothee von Windheim
»Reflexionen positiv 1985-1991«
Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 8.9. – 3.11.1991
Wer mit dem Werk Dorothee von Windheims hauptsächlich die seit den frühen siebziger Jahren entstandenen Baumabreibungen, die Reproduktionen von Schweißtuchdarstellungen und Augenpaaren auf Gaze, vor allem aber die Abnahmen von Mauerteilen und Architekturelementen in Florenz und Umgebung verbindet, wird vielleicht überrascht sein, daß sich die Künstlerin in ihrer neuen zweiteiligen Installation für das Mönchengladbacher Museum Abteiberg auf das Medium Fotografie beschränkt. Zwar wurde schon bisher der Verlauf jeder ihrer Aktionen durch detaillierte Prozeßfotos festgehalten, im Mittelpunkt stand jedoch das materiale Resultat, die Ablösung oder der Abdruck einer Oberfläche. An die Stelle dieser zwar mit großer Behutsamkeit ausgeführten, dennoch handgreiflichen Interventionen tritt in der aktuellen Mönchengladbacher Arbeit ein distanzierteres Verfahren der Annäherung. Montiert in Holzrahmen, die teils auf dem Boden liegen, teils an der Wand emporsteigen, sind hier zwei Sequenzen mit insgesamt 62 Schwarzweißaufnahmen hintereinandergereiht. Folgt man der Spur der Fotobänder, denen ursprünglich die Idee eines (nie realisierten) Films zugrunde lag, so rollt – in extremer Slow-motion – tatsächlich so etwas wie ein Film ab, das Lichtbildprotokoll eines Spaziergangs, den Dorothee von Windheim vor sechs Jahren bei strömendem Regen am Kölner Rheinufer machte. Schritt für Schritt und nach jedem der 62 Schritte verweilend, richtete sie die Kamera auf den Boden und fotografierte den nassen Asphalt, in dem sich die Äste der am Wegrand stehenden Bäume verschwommen spiegeln. Rekonstruktion einer kaum erinnerungswürdigen Quantité négligeable? Nicht für Dorothee von Windheim! Auf der Suche nach der verlorenen Zeit sind ihr gerade…