JOCHEN BECKER
Dorit Margreiter “Everyday Life”
Galerie im Taxispalais Innsbruck, 24.11.2001 – 13.2.2002
Draußen tobt der Weihnachtsmarkt im beginnenden Schneegestöber. Glühwein in Zelten, Vor weih nacht in Tirol, Stimmung. Im Innenhof des Taxispalais spult auf einer Leinwand das Video band ,Long Shot (Monument Valley)’ und zeigt eine Fahrt durchs wüste Land. Schnee liegt auf dem Glasdach vor der Außenleinwand, worin sich ansonsten die Wüste spiegeln würde wie in einem Pool. Die aus Film und Fernsehen bekannte Wes ternkulisse, vor welcher ein umgeworfener Tisch liegt, ziert die Dorit Margreiters Bildlinie aus Einladungskarte, Anzeige und Katalogcover zur Ausstellung ,Everyday Life’.
Ein offizieller Kultur-Abgesandter der Tiroler Landesregierung findet lobende Worte über die Wiener Künstlerin und murmelt etwas davon, dass er gerade ihre Mutter kennen gelernt habe und die Frau(en) Margreiter doch ganz selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft seien. Warum sagt er das, und noch dazu in diesem wohlwollenden Ton? In der Ausstellung hängt eine ältliche Anzeige, auf der Fräulein Tsi Thsi in den Kulissen der Regina-Küchen (“größte österreichische Küchenmöbelfabrik”) Chop Suey vorbereitet. Die ins Gesicht geschriebene Exotik verkauft hier Küchen und AEG-Elektrogeräte. Das Inserat stammt von 1972 und fungiert als ein Auftakt der Präsentation über das ,Alltagsleben’. Im Beiblatt zur Ausstellung erfährt man, dass Mutter Margreiter einmal als Model für Regina-Küchen geworben hat, sie eigentlich Elaine heißt, gar nicht so gerne kochen mag und Chop Suey als wenig authentisches China-Gericht empfindet. Schon damals war Küchenwerbung mit einer Migrantin offensichtlich so ,selbstverständlich’, dass auch dreißig Jahre später Mutter und Tochter noch immer darauf hingewiesen werden müssen. Wie alltäglich…